Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der vaterländische Unterricht. 133 
folge in der Abwehr des feindlichen Ansturms allzusehr unterstrichen und 
dadurch dem deutschen Volk den Blick für die es umgebende Gefahr trübten. 
Dieser Vorgang zeigte, wie sehr man versäumt hatte, vor allem im deut- 
schen Volke Klarheit über die Lage zu schaffen und seinen Blick auf den 
Vernichtungswillen des Feindes zu lenken. 
Im Innern hatten die Parteien der Linken sich jedem schärferen Ein- 
griff der Regierung in die Führung der öffentlichen Meinung widerseßzt 
und selbst in dieser ständig an Boden gewonnen. Die Sprache, die einzelne 
ihrer Blätter anschlugen, wurde von Kommandobehörden beim Feldheer 
für den Geist der Truppen als vergiftender bezeichnet wie die gleichzeitig 
gewaltig gesteigerte Flugblattpropaganda des Feindes. Die Zensur er- 
wies sich bereits als ohnmächtig. Die O. H. L. verlangte vom Obermilitär- 
befehlshaber ein Einschreiten durch den Staatsanwalt wegen Landesverrat. 
Der Ernst der Lage wurde offenbar in der Heimat verkannt. Die Reichs- 
regierung erwog den Fortfall des der Presse zu den Papierpreisen ge- 
währten Zuschusses, eine Maßregel, die die breite Masse der Presse schwer 
treffen, dagegen das Übergewicht einzelner finanzkräftiger großer Zeitungs- 
verlage nicht zum Besten der vaterländischen Sache erhöhen mußte. Die 
O. H. L. trat beim Reichskanzler dafür ein, daß in diefer Zeit nichts ge- 
schehen dürfe, was die Leistungsfähigkeit der ganzen deutschen Presse be- 
einträchtigen könnte. Am 2. September erließ der Generalfeldmarschall 
seinen Aufruf über den Umfang der in der Heimat und beim Heer um- 
gehenden feindlichen Propaganda. Am 4. September kam es im Gr. H. Qu. 
zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kriegsminister und dem Ge- 
neral Ludendorff über die in der Heimat aufkommende Stimmung, deren 
verhängnisvolle Bedeutung für den Kriegsausgang General Ludendorff 
voraussagte. Am 6. September sah sich die O. H. L. veranlaßt, bei der 
Reichsregierung Einspruch dagegen zu erheben, daß die Linkspresse syste- 
matisch das Vertrauen zur militärischen Führung erschütterte. Selbst nicht 
in der Lage einzuschreiten, verlangte sie ein Eingreifen der Reichsregie- 
rung. Kommandobehörden aus der Heimat riefen die H. H. L. an um 
Unterstützung zur Durchführung notwendig befundener Maßnahmen gegen 
aufrührerische Blätter, da sie von den Zentralbehörden aus politischen 
Gründen im Stich gelassen würden. Am 20. September erhob die O. H. L. 
selbst Einspruch, daß Blätter der unabhängigen Sozialdemokratie die Ab- 
dankung des Kaisers und die Republik forderten und damit die Grund- 
lagen des Heeres und des Staates ins Wanken brachten. 
Der September hatte einen schnellen Zerfall der Staatsautorität er- 
kennen lassen. Dies trug zu dem Entschluß der O. H. L. vom 28. September 
bei, den Kampf aufzugeben. 
Vaterländischer Unterricht und Pressedienst waren den ihnen vorge-
	        
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