Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der vaterländische Unterricht. 135 
  
  
  
zwischen den neuen Staatssekretären Gröber, Scheidemann, Erzberger, dem 
Kriegsminister Scheüch und Vertretern der O. H. L. beim Vizekanzler 
v. Payer statt. Staatssekretär Erzberger forderte, vom Staatssekretär 
Scheidemann unterstützt, die Unterstellung sämtlicher Propagandastellen 
im Inland unter den Reichskanzler, die Unterstellung der Oberzensurstelle 
unter den Kriegsminister, eine Aufklärungstätigkeit in Heimat und Heer 
nach einheitlichen, vom Reichskanzler festgesetzten Richtlinien. Mit der 
Unterstellung unter den Reichskanzler war der Vertreter der O. H. L. auf 
Grund der ihm erteilten Richtlinie, sofortiges und einheitliches Handeln zu 
fördern, und unter dieser Voraussetzung einverstanden. Gegen Organi- 
sationsänderungen im jetzigen Zeitpunkt erhob er Bedenken und schlug die 
unveränderte Übernahme des Kriegspresseamts als Reichspresseamt durch 
den Reichskanzler vor. 
Am 16. Oktober wurde zunächst die Oberzensurstelle dem Kriegs- 
minister als Obermilitärbefehlshaber unterstellt. General Ludendorff er- 
kannte ihre Tätigkeit in folgender Abschiedsorder an: 
„Die Oberzensurstelle ist aus dem Verbande der O. H. L. ausgeschieden, 
um — entsprechend den geänderten politischen Verhältnissen — unter den 
Obermilitärbefehlshaber zu treten. 
Bald nach Kriegsbeginn begründet, durch die Allerhöchste Kabinetts- 
order vom 14. Oktober 1915 mit bestimmten Rechten und Pflichten aus- 
gestattet, hat sie ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit der O. H. L. 
gelöst. 
Sie hat unter Verantwortung des Chefs des Kriegspresseamts ein- 
wandfrei und schnell die Weisungen der Zentralstellen des Reichs und der 
Bundesstaaten an die Presseaufsichtsbehörden weitergegeben und für gleich- 
mäßige Auslegung dieser Weisungen Sorge getragen. 
Beide Aufgaben haben, ebenso wie die dauernde Zusammenarbeit mit 
den verschiedenen Behörden, militärischen und in gewissen Fragen auch 
politischen Takt, schnelle Entschlußkraft und Verantwortungsfreudigkeit ge- 
fordert. Der Chef der Oberzensurstelle, Major v. Olberg, hat im Rahmen 
der ihm übertragenen Aufgabe nicht nur selbst nach diesen Grundsätzen 
gehandelt, sondern es auch verstanden, die ihm unterstellten Offiziere in 
diesem Sinne heranzubilden. 
Ich spreche dem Chef des Kriegspresseamts meine Anerkennung für 
die sachgemäße Aufsicht über die Oberzensurstelle aus und bitte, den jetzt 
aus meinem Dienstbereich uusscheidenden Offizieren der Oberzensurstelle 
meinen Dank für ihre Mitarbeit übermitteln zu wollen.“ 
Am 21. Oktober wurden die übrigen Teile des Kriegspresseamts und 
der vaterländische Unterricht durch Erlaß des Reichskanzlers ihm unter- 
stellt. Der Reichskanzler Prinz Max von Baden ernannte zu seinem Ver-
	        
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