Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

140 Die Abteilung IIIB. 
  
Übertragung als Nebenaufgabe an die Abteilung III B für ausreichend. 
Die Forderung nach einer politischen Presseleitung, die beim Beginn des 
Krieges notwendig war und die zweifellos vom General v. Moltke er- 
hoben worden wäre, wenn der Generalstab die Unzulänglichkeit des politi- 
schen Pressedienstes gekannt hätte, ist erft vom General Ludendorff als 
Erstem Generalquartiermeister gestellt worden. 
Es dauerte Monate, bis die mit den eigenen Aufgaben reichlich be- 
schästigte und ursprünglich nur auf militärische Gesichtspunkte eingestellte 
O. H. L. bemerkte, daß die politische Presseführung fehlte. Inzwischen 
war das Übergewicht des Generalstabschefs dadurch gestiegen, daß in 
seiner Hand dies Amt mit dem des Kriegsministers vereinigt war. Ge- 
neral v. Falkenhayn empfand die Mängel in der Leitung der öffentlichen 
Meimung wohl, er stellte dieser Erkenntnis aber die Frage entgegen, ob 
es Sache des Generalstabs sei, auch diese Aufgabe zu übernehmen. Die 
Untätigkeit anderer Stellen zwang ihn, wenigstens den durch die Entwick- 
lung der Presseabteilung zum Kriegspresseamt gekennzeichneten Weg gut- 
zuheißen. 
Der Generalfeldmarschall und General Ludendorff übernahmen die 
Belastung, die sie im Pressedienst vorfanden, gleichfalls sehr ungern. Als 
unmittelbar nach ihrer Berufung der Reichskanzler die Überlassung des 
Majors Deutelmoser erbat, um Versäumtes nachzuholen und eine ein- 
heitliche Presseleitung unter politischer Führung herzustellen, entschied sich 
General Ludendorff, der Bitte zu entsprechen, weil er diese Aufgabe für 
wichtiger hielt als diejenige, welche Major Deutelmoser als Chef des 
Kriegspresseamts für die engeren Interessen der O. H. L. zu lösen hatte. 
Er hat dann in mehrfachen Anträgen an die verschiedenen Reichskanzler 
um Übernahme der ihnen gebührenden Aufgabe gebeten und war bereit, 
das vom Generalstab Geschaffene, soweit es sich nicht um Angelegenheiten 
der militärischen Kriegführung handelte, der politischen Leitung unterzu- 
ordnen, wenn eine Gewähr bestand, daß die Führung tatsächlich von der 
verantwortlichen Stelle übernommen wurde. 
Mit dem Entschluß, durch Leitung des vaterländischen Unterrichts 
außerhalb der Presse für die Volksstimmung führend hervorzutreten, 
35gerte General Ludendorff bis zum äußersten. Auch für mich als bis 
dahin nur für den militärischen Pressedienst verantwortlichen Abteilungs- 
chef lag keine Veranlassung vor, einer weiteren Belastung der O. H. L. 
das Wort zu reden. Die dringende Notwendigkeit einer einheitlichen 
Leitung, zu der der Reichskanzler sich doch nicht entschloß, war mir aber 
klar, da ich an der Arbeit des Kriegspresseamts mit den Behörden in der 
Heimat und der Arbeit der Feldpressestelle mit den Armeezeitungen das 
aus Volk und Heer aufsteigende Verlangen nach Aufklärung erkannte. So
	        
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