Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

146 Die Abteilung III B. 
selben freiwilligen Mitarbeiter wie der Pressedienst und, was besonders 
hervorgehoben werden muß, solche aus allen Parteilagern. In der Heimat 
traten auch Geistliche in ihm hervor, Feldgeistliche dagegen beteiligten sich 
nur ausnahmsweise an ihm. Die Verquickung des Religiösen mit dem 
Vaterländischen lehnte die Mehrzahl der Feldgeistlichen und der Feld- 
truppen ab. 
Es kann im ganzen auch vom Pressedienst und vaterländischen Unter- 
richt nicht behauptet werden, daß der Generalstab mit unzulänglichen 
eigenen Kräften fernliegende Arbeit geleistet habe. Die Rücksicht auf den 
Dienstgrad innerhalb einer militärischen Organisation ergab von selbst, 
daß die Leitung in der Hand aktiver Offiziere, meist besonders befähigter 
Generalstabsoffiziere, lag. Dadurch wurde mit der Länge des Krieges 
wenigstens einigen diejenige Ausbildung zuteil, die als Mobilmachungs- 
vorarbeit im Frieden, nicht zuletzt mir selbst, erwünscht gewesen wäre. 
Freiwillige und selbständige Mitarbeit wurde im Pressedienst und 
vaterländischen Unterricht dankbar begrüßt. Im Nachrichtendienst mußte 
sie in den meisten Fällen abgelehnt werden. Im Kampf gegen den feind- 
lichen Nachrichtendienst wurde anfangs viel von ihr erwartet. Hier hat 
sie enttäuscht. Sie artete in Spionenfurcht und Spionenjagd aus. Sie 
hätte sich in Verschwiegenheit äußern sollen. In dieser Beziehung hat sie 
völlig versagt. 
Es ist der Abteilung III B vorgeworfen worden, sie treibe Politik, 
entweder eine eigene oder eine besondere der O. H. L. Diese Behauptung 
ist richtig, wenn es eine eigene Politik treiben heißt, daß die O. H. L. durch 
ihre für den Pressedienst und die Volksstimmung eingesetzte Dienststelle 
zur Erhaltung des Kampfwillens gegen einen zu unserer Vernichtung ent- 
schlossenen Feind wirken ließ. Nur in diesen Grenzen entwickelte die Ab- 
teilung III B eine Tätigkeit von politischer Bedeutung. Die vereinzelten 
Fälle, in denen die Grenze durch Unterorgane übertreten wurde, und auf 
die der Vorwurf sich stützt, waren Ausnahmefälle, die bei einem zeitlich, 
sachlich und persönlich umfangreichen Arbeitsgebiet selbst bei straffster 
Zügelführung unausbleiblich sind. 
Die Arbeit der Abteilung III B, die der Reichsregierung in jeder Be- 
ziehung bekannt war und der vieles überlassen wurde, was eigene Auf- 
gabe einer Kriegsregierung hätte sein sollen, die in vielen Fällen von der 
Regierung benutzt wurde, fand darum doch nicht ihre Unterstützung. Bei 
allem äußeren Mitgehen machte sich bald eine versteckte Gegnerschaft be- 
merkbar. Sie hatte ihren Ausgang in der Reichskanzlei und in der Nach- 
richtenabteilung des Auswärtigen Amts. Durch Übernahme des Majors 
Deutelmoser zur Leitung der letzteren wurde zwar anscheinend der Ent- 
schluß zu gemeinsamer Arbeit bekundet; die geringe Unterstützung, die er 
  
 
	        
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