Die Abteilung III B. 147
nach Übernahme der Geschäfte fand, kam aber der Lahmlegung eines im
Dienste der O. H. L. besonders bewährten Mitarbeiters gleich. In vielen
Besprechungen erfuhr ich persönlich das liebenswürdigste Entgegenkom-
men, sachlich erfuhr ich wenig, erreichte ich nichts. Vielleicht ging es
anderen, besonders den Vertretern der Presse, ebenso.
Gleichzeitig mit der Anforderung des Majors Deutelmoser legte der
Reichskanzler v. Bethmann Hollweg dem neuernannten Ersten General-
quartiermeister Ludendorff meine Entlassung nahe. Nähere Gründe gab
er nicht an. General Ludendorff prüfte meine Tätigkeit und ließ mich
auf meinem Posten. Die Persönlichkeiten, die hinter jenem Verlangen des
Kanzlers standen, waren unter den Kanzlern Michaelis und Graf Hertling
ausgeschaltet oder hatten bei ihnen weniger Gehör und Vertrauen. Erst
der Prinz Max von Baden gab ihnen wieder nach. Zur selben Zeit er-
klärte mir der Vizekanzler v. Payer in süddeutscher Jovialität bei einer
Besprechung, in der er sich voll ernster Absicht für mein Arbeitsgebiet
interessiert zeigte, daß ich „in der Schußrichtung stände“. Ich stellte dem
General Ludendorff daraufhin mein Amt zur Verfügung. Er teilte mir
mit, daß der neue Reichskanzler ohne Angabe sachlicher Gründe meine
Entlassung gefordert habe, er habe ihn deshalb zurückgewiesen. Auch mein
Gesuch lehnte der General mit den für ihn charakteristischen Worten ab:
„Sie werden von mir nicht annehmen, daß ich meine Mitarbeiter im
Stich lasse."
Als General Ludendorff ging, war gleichzeitig mein Arbeitsgebiet
zerteilt worden. Pressedienst und vaterländischer Unterricht waren dem
Staatssekretär Erzberger unterstellt worden. Unter diesen Umständen
erneuerte ich beim General Groener mein Gesuch um Verwendung als
Regimentskommandeur an der Front. Er lehnte es mangels sachlicher
Gründe ab, hielt es jedoch für geboten, mich den neuen Machthabern in
der parlamentarischen Regierung, von denen die Angriffe ausgingen, für
einige Zeit aus dem Auge zu bringen. Die Novembertage habe ich da-
durch nicht im Gr. H. Qu. erlebt. Ich war beim Nachrichtendienst auf dem
östlichen Kriegsschauplatz. Von dort traf ich am Tage der Revolution in
Berlin ein. Ich versuchte, in Homburg, wohin Quartierwechsel der O. H. L.
beabsichtigt gewesen war, mich auf meinen Posten zurückzubegeben. Hier
erreichte mich der Bescheid des Generals Groener, daß meine Rückkehr
angesichts der durch die Revolution geschaffenen Lage nicht möglich sei.
Ich begab mich nach Berlin zurück, um durch das Kriegsministerium eine
Verwendung zu finden. Ich wurde auch dort als mit der Vergangenheit
zu stark politisch belastet zurückgewiesen. So habe ich die Auflösung
meines Arbeitsgebietes nicht miterlebt und stehe seitdem den Ereig-
nissen fern.
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