150 Die Abteilung III B.
— |7nn——cÖu—un
—·'.
wurde, sollte also mit bewußt falschen Behauptungen hervorgerufen
werden.
Es war mir bekannt, daß der Abgeordnete Erzberger sich nach der
Friedensresolution einbildete, die O. H. L. beschäftige sich in der von ihm
angenommenen Weise mit seiner Person. Ich hielt dies teils für ein
Zeichen des schlechten Gewissens, teils für den Ausfluß der dem Abgeord-
neten Erzberger anhaftenden Großmannssucht. Ich hatte keinerlei Anlaß
gesehen, mit ihm in Verbindung zu treten und ihn aufzuklären. Im
Gegenteil bin ich bemüht gewesen, mich und meinen gesamten Dienst-
bereich von seinem Einfluß oder seiner Mitarbeit freizuhalten. Ich habe
jedde Berührung mit dem Abgeordneten Erzberger vermieden, um nicht in
sein politisches Treiben gezogen zu werden, und um meinen gesamten
Dienstbereich seinem Einfluß zu entziehen. Dies mußte, je mehr dieser
Dienstbereich an Umfang zunahm, ihm die steigende Gegnerschaft des in
Angliederung an das Auswärtige Amt tätigen und einflußreichen Abgeord-
neten, der aber amtlich niemals erwähnt wurde oder in die Erscheinung
trat, zuziehen. Ich habe aus diesem Grunde seinen Namen mehrfach
nennen müssen und muß auf den unheilvollen Einfluß, den er auf die
Volksstimmung ausgeübt hat, an späterer Stelle zurückkommen.
Hier muß ich nur kurz auf einen Vorgang eingehen, über den in der
Offentlichkeit mit großem Aufwand irreführende Angaben verbreitet
worden sind und durch den die Abteilung III B verdächtigt ist, Friedens-
verhandlungen mit Frankreich zunichte gemacht zu haben. Der Ober-
leutnant d. R. bei den Wandsbeker Husaren, Arnold Rechberg, vor dem
Kriege Bildhauer in Paris, rückte als Mitglied des Kaiserlichen frei-
willigen Automobilkorps mit dem Generalkommando des XVI. Armee-
korps ins Feld. Er wurde mit seinem Kraftwagen dem bei diesem General--
kommando befindlichen Generalfeldmarschall Graf Haeseler zugewiesen und
durch den Abgeordneten Erzberger dem Ministerpräsidenten Graf Hert-
ling in München für die Führung einer Reisegruppe italienischer Journa-
listen, für die dieser sich interessierte, empfohlen. Hierzu wurde er auf
Antrag des Generalkommandos in München Anfang Oktober 1914 beur-
laubt. Im Februar 1915 kehrte er auf den Kriegsschauplatz zurück. Er
hatte sich inzwischen zu einem politischen Organ des Abgeordneten Erz-
berger entwickelt. Durch sein Auftreten erweckte er den Eindruck, daß er
dem Vaterland große Dienste leiste, vor allem in Richtung einer An-
näherung an Frankreich zum Zusammengehen gegen England. Er ver-
stand es, mit seinen Berichten, für die er strengste Geheimhaltung forderte,
Interesse beim Oberkommando des Kronprinzen zu finden. Er berief sich
auf besondere Aufträge des Auswärtigen Amtes und unternahm mit
dieser Begründung auch eine Reise nach Belgien. Dies politische Treiben,