Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

156 Der Feind. 
  
auch politischen, Zensur ein angriffsfreudiges positives Zusammenarbeiten 
zwischen Regierung und Presse erkennen. Selbstverständlich gab es auch 
Blätter, welche der Regierung Schwierigkeit bereiteten. Ein Blatt von 
nennenswerter Bedeutung, welches den Willen zum Sieg gelähmt hätte, 
läßt sich aber kaum feststellen. 
Die feindliche Presse im Bunde mit ihren Regierungen mußte der 
deutschen Presse weit überlegen sein. Dieser ist daraus kein Vorwurf zu 
machen. Er trifft die deutsche Regierung, die mit ihr nichts zu tun haben 
wollte. Die feindliche Presse war für die Aufgabe im Kriege schon durch 
Friedensübung besser geschult als die deutsche. Maßgebende ihrer Führer 
waren Mitglieder der Regierung in England und Frankreich, wurden es 
durch die Revolution in Rußland, standen in enger Beziehung zur Re- 
gierung in Amerika. Mitglieder der Regierung waren überall Mitarbeiter 
der Presse. Die feindlichen Staatsmänner stellten sich dauernd mit ihrer 
Person an die Spitze der Erörterungen. 
Die Presse war das stärkste Instrument der feindlichen Propaganda. 
Bei dieser war zu unterscheiden zwischen der, die uns vor dem Ausland 
als schuldig am Kriege, als Kriegsverlängerer durch Annexions= und Welt- 
herrschaftsgelüste, als Verbrecher im Kriege, als die Unterliegenden hin- 
stellen, für den Anschluß Neutraler an die Entente werben, die eigenen 
Verletzungen des Völkerrechts verbergen und den Boden für den Vernich- 
tungsfrieden vorbereiten sollte, und zwischen derjenigen, welche unsere 
Kampfkraft zu schwächen bestimmt war. Dies letztere war das Endziel 
der ganzen Propaganda. Deren Tätigkeit im Ausland war Mittel zu 
diesem Zweck. Sie war bestimmt und geeignet, das Ausland rings um 
Deutschland zu verseuchen. Sie rechnete auf Förderung durch die Staats- 
feinde, die Defaitisten, Miesmacher und internationalen Schwärmer in 
Deutschland. In dieser Beziehung hat sie sich nicht verrechnet. Sie sand 
auch unmittelbare Unterstützung durch vaterlandslose deutsche Deserteure 
und politische Flüchtlinge. Die Einheitlichkeit ging so weit, daß englische 
und französische Offiziere an der Propaganda gegen unsere Ostfront teil- 
nahmen. 
Ihr oberstes Ziel war, die Monarchie der Hohenzollern zu treffen. 
Mit dem Eintritt Amerikas in den Krieg war die Propaganda gegen den 
Kaiser schon Allgemeingut der Entente geworden. Damals schrieben fran- 
zösische Zeitungen: „Die aufmerksame Betrachtung der letzten Welt- 
ereignisse bringt auf den Gedanken, die Verbandsregierungen sollten eine 
offizielle Note herausgeben, daß unter keinen Umständen Friedensver- 
handlungen eingeleitet werden, solange die Hohenzollerndynastie nicht end- 
gültig abgesetzt wird. Die Alliierten würden dadurch ein Meisterstück voll- 
bringen, indem sie den einfältigen Massen einschärften, sie dürften auf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.