Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Feind. 159 
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nationalen Gedankengängen Befangenen den Feind als Feind erkennen. 
Sie verteidigten ihn, anstatt ihn anzugreifen! 
Auch in der Heimat war der Kampf, den der Feststellungsdienst als 
Vorstufe für die eigentliche Abwehr der feindlichen Propaganda zu führen 
hatte, ständig und bis zuletzt dadurch erschwert, daß immer erst vollgültige 
Beweise gefordert wurden, die bei dem verborgenen Wirken der schäd- 
lichen Kräfte und ihrer Helfershelfer nur schwer und meist erst dann zu 
erbringen waren, wenn der Schaden geschehen war, anstatt daß begrün- 
deter Verdacht ausreichte, entschlossen zuzupacken, den vollgültigen Beweis 
zu erbringen und schon die Möglichkeit eines Schadens für den Kriegs- 
ausgang zu verhindern. 
So blieb selbst die Abwehr schwächlich, auf die wir uns beschränkten. 
Wir sahen nicht nur der Zermürbung unserer eigenen Kraft untätig zu, 
sondern duldeten es auch widerspruchslos, daß der Feind uns in der Welt 
als die am Kriege Schuldigen, als Kriegsverlängerer und als Barbaren 
hinstellte. Wir gingen schon im Kriege geduldig den Weg zu den Schmach- 
paragraphen des Friedensvertrages. 
Die feindliche Propaganda ist deshalb eingehender Betrachtung wert, 
weil sie uns die wahre Gesinnung unserer Feinde erkennen ließ, wenn 
wir sie hätten sehen wollen. Ich kann hier nur auf sie hinweisen. Das 
Material liegt vollständig vor. Es wird der Allgemeinheit hoffentlich nicht 
vorenthalten. Es wäre besser, wir lernten noch jetzt aus ihm, den Feind 
und unsere eigene Torheit ehrlich erkennen, anstatt durch Behauptung und 
Untersuchung über Kriegsschuld und zfehle noch in den Frieden und den 
Wiederaufbau hinein die Geschäfte dieser feindlichen Propaganda weiter 
zu besorgen. Dieselben Kräfte, die ihr im Kriege zum Sieg verhalfen, 
haben ihr Erbe angetreten. 
Es genügte nicht, die feindliche Propaganda als Ausgeburt völkischer 
Entartung abzutun und im Bewußtsein moralischer Überlegenheit und 
moralischen Rechtes das Urteil der Weltgeschichte zu überlassen. Als die 
ersten Beweise von der Gehässigkeit der feindlichen Propaganda vorlagen, 
war es zu meiner stillen, aber schmerzlichen Freude das Ergebnis einer 
Beratung bei der Zentrale für Auslandsdienst im Auswärtigen Amt, 
einen Psychiater als Sachverständigen zuzuziehen, der den anormalen 
Geisteszustand des Feindes aus den Erzeugnissen seiner Propaganda nach- 
weisen sollte. Wir hätten schon damals aus diesem ganzen Treihen, 
hinter dem nachweislich die feindlichen Regierungen standen, ihren maß- 
losen Haß und Vernichtungswillen erkennen können, anstatt daß uns erst 
die Waffenstillstands= und Friedensbedingungen darüber belehren mußten. 
Der Feind rühmt sich jetzt laut der Erfolge seiner Propaganda. Er 
beschränkt sich dabei auf die gegen die Front gerichtete und nennt nur die
	        
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