Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

164 Der Feind. 
  
Stimmung dieser Völker, deren Land gleichfalls Kriegsschauplatz geworden 
war, ähnliche Kräfte gegen den Erbfeind wie der Frankreichs gegen uns. 
Unsere militärischen Erfolge haben dem Kriegswillen des Feindes 
starke Belastungsproben gebracht. Der Feind hat sie bestanden, weil 
Englands Staatskunst immer rechtzeitig Hilfskräfte heranführte. Wir 
wurden auch mit ihnen fertig. Eine ganze Zahl der Kriegserklärungen, 
besonders die vom Jahre 1916, sind militärisch überhaupt ohne Bedeutung 
geblieben. Sie mußten uns aber warnen und zeigen, wie der Frieden 
aussehen würde, wenn wir uns nicht behaupteten. 
Die ausschlaggebende Hilfe brachte dem Feind Amerika. Der Kampf 
mit ihm ist nicht zum Austrag gebracht. Wir sind vorzeitig erlegen. Da- 
mit ist eine Frage ungelöst geblieben: ob die Kampfkraft Englands und 
Frankreichs ausgehalten hätte, bis die Amerikas sich zu derjenigen Höhe 
entwickelte, daß wir ihr erliegen mußten. 
Mit unserer Waffenstreckung ist auch die Frage nicht mehr festzu- 
stellen, wie es um die Kampfstimmung in England und Frankreich tat- 
sächlich aussah. Der plötzliche Sieg hat alle Schwäche und jede Erinne- 
rung an sie beim Feinde fortgeschwemmt. Die während des Krieges ein- 
laufenden Meldungen widersprachen sich. Aus England waren sie spär- 
licher als aus Frankreich. Zweifellos ergaben sie aber doch, daß auch in 
den Heeren und Völkern der Entente starke Kriegsmüdigkeit herrschte, die 
aber von den Regierungen unterdrückt und durch die Hoffnung auf die 
amerikanische Kriegshilfe sowie auf unseren bevorstehenden inneren Zu- 
sammenbruch immer wieder belebt wurde. Das belgische Heer war offen- 
sichtlich durch inneren Zerfall ausgeschaltet. Auch beim französischen und 
englischen zeigten sich starke Zersetzungserscheinungen. Die Gegenmaß- 
nahmen, die hinter der Front getroffen werden mußten, waren erheblich 
umfangreicher als bei uns, womit nicht gesagt ist, daß sie bei uns aus- 
reichend waren. 
Die Anstrengung der Truppen war bei dem an Zahl überlegenen 
Feind geringer als bei uns. Die Überlegenheit der feindlichen Material- 
wirkung ist solange nicht erwiesen, als nicht die Wirkung und der Ein- 
druck unserer Artillerie und Flieger auf den Feind feststeht. Mir ist von 
einwandfreier Seite die Außerung eines englischen Generalstabsoffiziers 
aus dem besetzten Gebiet berichtet worden, daß sie zum erstenmal im 
Kriege am 11. August 1918 sich uns überlegen und als Sieger gefühlt 
hätten. Im ganzen wird das Urteil dahin berechtigt sein, daß der Kampf- 
wille in der englischen und französischen Armee, solange wir entschlossen 
waren zu kämpfen, nur noch in der Führung und in der Regierung ver- 
körpert war. Bei uns war es umgekehrt. 
Die Stimmung unter den amerikanischen Truppen war gut. Der 
unserer kampferprobten Truppen war sie nicht gewachsen, der unseres
	        
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