Der Feind. 165
Heimatersatzes überlegen, weil ein Kampfziel dahinter stand, das unserem
Ersatz fehlte. Die Stimmung in Amerika konnten wir nur nach der
amerikanischen Presse beurteilen. Danach war sie einhellig für den Krieg,
da dieser zur Frage des Geschäftes geworden war.
Die O. H. L. hat mehr mit dem erkennbaren Kampfwillen der feind-
lichen Regierungen als mit unsicheren und schwankenden Nachrichten vom
Nachlassen der Kampfkraft der feindlichen Heere und Völker gerechnet.
Wie der Feind unsere militärische Kraft bis zuletzt eingeschätzt hat,
zeigten seine Waffenstillstandsbedingungen und der Friedensvertrag, die
durch die Furcht vor unserer durch den Krieg allein nicht zerbrochenen
militärischen Stärke beherrscht und diktiert sind. Welchen Umständen der
Feind selbst seinen Sieg zuschreibt, lassen die bereits erwähnten Aus-
führungen des Mr. Winston Churchill vom Januar 1919 erkennen. Die
Offenheit und Tapferkeit, sie zu sagen, machen diese Ausführungen glaub-
haft. Er schreibt:
„Wir haben außerordentliche Anstrengungen gemacht und haben un-
geheure Erfolge erzielt. Aber wir sind von den Anstrengungen erschöpft
und von den Erfolgen überrascht.“ —
„Die Regierungen der siegreichen Staaten haben begründeten An-
spruch auf das Vertrauen ihrer Völker. Sie haben sie nicht zu einer
Niederlage, sondern zu einem Siege über ihre höchsten Hoffnungen hinaus
geführt.“"
„Darf ich es sagen? Wir sind nur gerade durchgekommen. Je mehr
wir über den Kampf erfahren, um so mehr erkennt man, an welchem
kleinen, dünnen, gefährlichen Fädchen unser Erfolg hing. Beim ersten An-
sturm wäre Frankreich beinahe vernichtet worden. Nur ein wenig mehr,
und der Unterseehandelskrieg hätte, anstatt Amerika auf unsere Seite zu
führen, uns alle durch Hunger zur unbedingten Übergabe gezwungen.
Selbst nach dem 21. März war die Gefahr äußerst groß, für Paris wie
für die Kanalhäfen. Es war ein gleiches Wettrennen bis zum Ende.
Aber am Ende sind wir sicher durchgekommen, weil die ganze Nation un-
verwandt zusammenarbeitete, weil unser Volk kerngesund war in allen
mannhaften, tüchtigen Eigenschaften."“
„Der Sieg, den wir unter diesen Gefahren errungen haben, gehört
keiner einzelnen Partei oder Klasse. Er gehört allen. Jeder Haushalt
im Lande hat sein Teil getragen. Die meisten weisen Narben auf. Viele
haben besondere Ehre gewonnen.“
„Das Ergebnis dieser Mühen ist Nationalbesitz. Es darf unter
keinen Umständen verschleudert werden, sondern muß als ein heiliges
Pfand gehütet werden. Die Briten müssen zusammenstehen und für alle
bewahren, was alle gewonnen haben.“