Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Die Presse. 177 
  
lagsdirektors Bernhard hielt er einen wesentlichen Abstand von den im 
Verlag Mosse erscheinenden Blättern. Als Vorsitzender des Presseaus- 
schusses spielte der Verlagsdirektor Bernhard für den militärischen Presse- 
dienst eine beratende Rolle. Dieser schuldet ihm für seinen unparteiischen 
Rat Dank. Der von der Reichspolitik oft abweichende Standpunkt der „Vos- 
sischen Zeitung“ und ihre Angriffe gegen diese haben wohl auch die Ver- 
mutung politischer Zusammenarbeit zwischen militärischem Pressedienst und 
der „Vossischen Zeitung“ gezeitigt. Weder suchte der Verlagsdirektor Bernhard 
aber einen über seine Pflichten als Vorsitzender des Presseausschusses hin- 
ausgehenden Einfluß, noch ist jemals seine Bereitwilligkeit erprobt worden, 
sich militärischer Weisung unterzuordnen. Aus dem Vertrauensverhält- 
nis, in dem er als Vorsitzender des Presseausschusses zum militärischen 
Pressedienst stand, ergaben sich häufigere Besprechungen von selbst, wodurch 
er auch öfter Gelegenheit zur Rücksprache mit den militärischen Führern 
fand. Bei diesen trat mancher Gegensatz der politischen Auffassung zu- 
tage. Das Eintreten der unter seiner Leitung stehenden Blätter des 
Ullstein-Verlages, besonders der von R. Cuno geleiteten, im Mittelstand 
und unter Arbeiterkreisen in Berlin verbreiteten „Berliner Morgenpost“ 
für eine kraftvolle Kriegführung im Gegensatz zu den Blättern des Mosse- 
Verlages wurde dankbar anerkannt. 
Der Vertreter der Sozialdemokratie im Presseausschuß war der Leiter 
der „Internationalen Korrespondenz“ Baake. Es unterliegt keinem Zweifel, 
daß er zunächst redlich bemüht war, dem militärischen Pressedienst zu helfen. 
Mit der Entwicklung unserer innerpolitischen Verhältnisse gewann in ihm 
der Parteipolitiker die Oberhand und erkalteten infolgedessen im letzten 
Teil des Krieges die über ihn zur sozialdemokratischen Presse laufenden Be- 
ziehungen. 
Es lag in der Natur der Sache, daß mit den auf ausgesprochen na- 
tionalem Boden stehenden Blättern die Zusammenarbeit des militärischen 
Pressedienstes besonders vertrauensvoll war. Dies führte dazu, daß letzte- 
rem ein über das Militärische hinausgehender Einfluß auf sie zugesprochen 
wurde. In der Tat war dies nicht der Fall. Sie waren wohl Fgeneigt, 
Wünsche der HO. H. L. in jeder Beziehung zu beachten, doch hatte dies eine 
Grenze in dem Kampf, den einzelne gegen den Gang der inneren und der 
äußeren Politik im Kriege führten. 
Der Kriegführung war zwar eine einheitliche Front der deutschen 
Presse auch in politischen Dingen erwünscht, es war aber nicht möglich, 
daß die O. H. L. oder der militärische Pressedienst diese herbeiführten. 
Dazu fehlte ihnen das politische Rüstzeug. Sie mußten es ablehnen, eine 
ehrliche Opposition mit den in ihre Hand gelegten Machtmitteln totzu- 
machen oder durch ihren persönlichen Einfluß sich mit ihr auseinanderzusetzen. 
Nicolai, Nachrichtendienst, prefle und Volksstimmung im Welttrieg. 12
	        
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