Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Die Presse. 185 
  
Staatsgewalt, wie sie sich unter der Parteiherrschaft im Kriege formte, das 
ihrige getan hat, sicherzustellen, was die militärische Führung als not- 
wendig zur siegreichen Durchführung des Krieges bezeichnet hatte. 
Es ist umstritten, welche Richtung innerhalb der Presse die Schuld 
trifft. Sie ist der Presse der Sozialdemokrate und des jüdischen Freisinns 
zuzuweisen, indem diese begann, ohne Rücksicht auf den Krieg ihre eigenen 
Ziele über die des Vaterlandes zu stellen. Eine unparteiische Forschung 
wird dieses Urteil bestätigen. Der entscheidende Zeitpunkt liegt um die 
Jahreswende 1916/17, als die O. H. L. beim Reichskanzler v. Bethmann 
mit Nachdruck eine politische Presseleitung zu fordern begann. Die Vor- 
tragsnotiz, nach der ich damals die allgemeine Lage in der Presse bei den 
militärischen Führern vertreten habe, lautet: „Starke Verdrossenheit gegen 
diplomatische und politische Führung, besonders gegen erstere. Bei den 
Pressevertretern, mit Ausnahme der Sozialdemokratie, Klagen über man- 
gelhafte Führung, zum Teil sogar über falsche, verletzende Behandlung. 
Die Presse wird sich selbst helfen. Es ist ein selbständigeres Auftreten auch 
der besonders vernachlässigten Rechtspresse und damit, da der Reichskanzler 
zu ihr keine Verbindung hält, eine Verschärfung der Gegensätze zu er- 
warten. Politisch bei Vertretern der Rechtspresse starke Verstimmung, 
ebenso beim größten Teil der Rationalliberalen, des bürgerlichen Freisinns 
und des Zentrums mit Ausnahme derjenigen Erzbergerscher Richtung. 
Diese, sowie jüdischer Freisinn und Sozialdemokratie in behäbiger Sicherheit 
eigenem politischem Ziel entgegenarbeitend. Übergang der diplomatischen 
Führung auf Wien, der politischen auf München ist zu befürchten. Zur 
Kriegslage unter Führung der H. H. L. unbedingtes Vertrauen. Untrenn- 
barkeit Hindenburgs von Ludendorff allgemeine Ansicht, von seiten der 
Sozialdemokratie, des jüdischen Freisinns und der Erzbergerschen Richtung 
des Zentrums mit dem merkbaren Unterton der Angst vor einem über- 
ragenden Einfluß Ludendorffs.“ — Kennern der Verhältnisse kann ich das 
Urteil überlassen, ob damit bei der O. H. L. die allgemeine Lage zutreffend 
erkannt war. Auch dem Feinde war es nicht schwer, sie zu erkennen und 
daraus seine Folgerungen zu ziehen. 
Gegen den Feind stand bis zum Schluß nur die sogenannte Rechts- 
presse in Front. Nur sie war damit an der Seite des Heeres. Die Links- 
presse und ihre Mitläufer dagegen hielten dem Volk ein Bild des Feindes 
vor, das er selbst uns vortäuschte, und förderten eine innere Entwicklung, 
welche die Friedensbereitschaft des Feindes angeblich herbeiführen sollte, in 
Wahrheit aber von ihm nur gefordert wurde, um unseren Zusammenbruch 
zu erreichen. Der Kampf, der sich gegen diese Entwicklung in der Presse 
abspielte, steht vor der Geschichte als gerechtfertigt da. 
  
  
 
	        
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