Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Die Regierung und die Parteien. 191 
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ins Volk getragen. Der Generalfeldmarschall und General Ludendorff 
fanden sie in vollem Umfang vor. Ihre Absicht war es, sie zu beseitigen. 
Das war in der Weisung an den Chef des Kriegspresseamts bei Über- 
nahme der Geschäfte klar ausgesprochen. 
Bald nach Kriegsbeginn schon waren an den Generalstab von den 
verschiedensten Seiten Anträge herangetreten, auch die wirtschaftliche Krieg- 
führung in die Hand zu nehmen. Es gab eine Zeit, wo das Wort all- 
gemein zu hören war, daß irgendein General den Auftrag erhalten sollte, 
Ordnung auf den vernachlässigten Gebieten zu schaffen, und daß er es 
machen werde. 
Der kommende Krieg war tatsächlich nur militärisch vorbereitet. Aber 
auch hierzu hatten die Regierungsgewalt und die Einsicht der Parteien 
nicht ausgereicht. Selbst die militärischen Forderungen des Generalstabs 
waren nicht erfüllt worden. 
Der Pressedienst der Regierung hatte schon vor dem Kriege versagt. 
Andernfalls mußte er im Volke das Bewußtsein des kommenden schweren 
Kampfes geweckt haben. Im Kriege war das schwerer. Da grenzte an 
dieses Bewußtsein unter dem Einfluß der Kriegslasten leicht Mutlosigkeit 
und Verzagtheit. Durch Aufklärungsarbeit im Frieden mußte dafür ge- 
sorgt sein, daß wir mit klarer Entschlossenheit unserm Schicksal entgegen- 
gingen, anstatt daß wir hilflos verfuchten, es von uns abzuwenden. Aber 
schon damals wagte es die Regierung unter dem Druck der Parteien nicht, 
hervorzutreten. Sie überließ, wie im Kriege, die aufklärende Arbeit den 
Militär= und Marinebehörden und privaten Vereinen. Den Marine-- 
behörden gelang es, durch Flottenverein und geschickte Pressetaktik in 
eigener Regie eine Volksstimmung für starke Rüstung zur See zu erwecken. 
Die Marine wurde ein Lieblingsgedanke des deutschen Volkes. Das führte 
im Kriege zu Enttäuschung, als die Hochseeflotte in der Hauptsache zur Un- 
tätigkeit verurteilt blieb und gar der Umsturz von ihr ausging. Mit der 
Landmacht war es anders. Zwar ging die Wehrvorlage des Jahres 1913 
mit Abstrichen durch. Aber gleichzeitig wurde in den Zabern-Debatten des 
Reichstags das Vertrauen zum Heer in schwerster Weise erschüttert. 
Das Heer und sein Offizierkorps stellten dies Vertrauen bald wieder 
her. Während die O. H. L. vom Generaloberst v. Moltke zu Hindenburg— 
Ludendorff den Weg von schwerer Verantwortlichkeit zu äußerster Tatkraft 
fand, ging die Regierung von der Reichskanzlerschaft Bethmanns zu der 
des Prinzen Max den Weg von Unentschlossenheit zu völliger Einfluß- 
losigkeit und völligem Verzicht auf den uns aufgezwungenen Kampf. 
Dabei hat die O. H. L. mehr getan, als der politischen Leitung Einfluß 
einzuräumen. Sie hat von ihr die Übernahme der Führung verlangt. 
Parteien hat sie allerdings die Führung nicht in die Hand geben wollen.
	        
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