Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

12 Der Nachrichtendienst der Obersten Heeresleitung. 
schlossen. Hier hatte der geheime Nachrichtendienst einzusetzen, dem das 
Ausland als Nachrichtenquelle zugewiesen war. Alles, was schon im 
ersten Teil des Krieges über ein ausgedehntes Nachrichtensystem Deutsch- 
lands im Auslande behauptet ist, gehört in das Reich der Fabel und war 
nur bestimmt, die Ausbreitung des feindlichen Nachrichtendienstes zu ver- 
schleiern. Der Vorsprung des Gegners konnte nur durch straffste Ein- 
stellung unseres geheimen Nachrichtendienstes auf seine Ziele ausgeglichen 
werden. Jeder Versuch, den feindlichen Nachrichtendienst an Umfang zu 
überflügeln und zu schlagen, hätte das Ergebnis von vornherein auf un- 
sicherste Grundlage gestellt und zur Verschwendung der Mittel geführt. Die 
Entsendung von Agenten ins Ausland wurde deshalb von vornherein 
allen an Feststellungen interessierten militärischen Dienststellen durch den 
Chef des Generalstabs verboten und der Abteilung III B vorbehalten. 
In ihm bildete der geheime Nachrichtendienst eine völlig abgeschlossene 
Gruppe für sich unter Leitung eines besonderen Stabsoffiziers. Allein 
durch diesen ging der Verkehr mit den Stellen, die den eigentlichen 
Dienst in der Hand hatten. Im Gegensatz zum Feind erfolgte die 
Wahrnehmung des Dienstes nur von deutschem Boden aus, während die 
feindlichen Nachrichtenstellen in den neutralen Ländern bis dicht an die 
Grenzen vorgeschoben wurden, dort umfangreicher arbeiteten, aber um so 
besser unserer Beobachtung unterlagen. 
Auf einem Gebiet, wie dem des geheimen Nachrichtendienstes, 
ist alles unzuverlässig außer dem Offizier. Deshalb war der deutsche 
geheime Nachrichtendienst vor allem auf der Persönlichkeit seiner 
Offiziere ausgebaut. Ihre Organe waren nicht immer von verwerf- 
lichen Motiven geleitet. Fälle, daß Deutsche sich zur Verfügung stellten, 
waren zahlreich und bewiesen Opfersinn und Mut, auch Vaterlandsliebe, 
wenn nichts als diese die Triebfeder war. Viele stellten sich den Dienst 
leichter oder romantischer vor, als er bei richtiger Handhabung tatsächlich 
ist. Dadurch, daß der deutschen Presse jede Mitteilung über Spionagevor- 
gänge verboten war, wurde dem Zustrom ungeeigneter Elemente gesteuert. 
Denn neben Opfersinn und Hilfsbereitschaft drängten sich Abenteurertum 
deutscher und internationaler Art, Geldgier und Betrug heran. Die Aus- 
wahl setzte bei den im geheimen Nachrichtendienst tätigen Offizieren über- 
legene Klugheit und Menschenkenntnis voraus, die Verwendung Ruhe, 
Energie und Verantwortungsfreudigkeit, die Berichterstattung vertrug 
nicht Ehrgeiz oder Voreingenommenheit irgendwelcher Art. Viel blieb bei 
dieser Art der Dienstauffassung, zu der die sehr wirksamen Schutzmaß- 
nahmen des Feindes traten, nicht übrig. Dafür war aber für das wenige 
Bleibende die größtmögliche Zuverlässigkeit gesichert. 
In der Beantwortung rein militärischer Fragen, über die der Gegner
	        
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