Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Die Regierung und die Parteien. 197 
  
Amt richtet, ist nicht ohne Bitterkeit. Ich bin mir dessen bewußt. Aber 
es ist erklärlich nach jahrelangem Streben, Verständnis für das mir über- 
tragene Arbeitsgebiet zu erwecken, auf dem alle aufgewandte Arbeit unter 
diesen Umständen ergebnislos bleiben mußte. Dabei kann ich nach meinen 
Erfahrungen der jetzt verallgemeinernden Behauptung nicht beipflichten, 
daß das alte System versagt habe. Im Gegenteil hat es eine Beamntenschaft 
hervorgebracht, die überall dort Hervorragendes leistete, wo sie unter tat- 
kräftiger Führung arbeitete. Dann war sie auch anpassungsfähig. Das 
zeigte sich auf allen Gebieten, mit denen mein eigenes Arbeitsgebiet in 
Verbindung kam oder sich selbst auf die Mitarbeit von Beamten stützte. 
Das beweist vor allem die hervorragende Tätigkeit im Verwaltungsgebiet 
des Oberbefehlshabers Ost unter der Tatkraft und Führerschaft des Ge- 
nerals Ludendorff. Auf die Grundlagen des alten Systems stützt sich auch 
jetzt noch die Arbeit der Staatsmaschine. Sie schützten den Staat allein 
vor völligem inneren Zusammenbruch bei der Erschütterung durch die Re- 
volution, die letzten Endes nichts mehr darstellte als den Übergang der 
höchsten Gewalt in andere Hand. 
Auch die Behauptung, das alte System habe keine führenden Per- 
sönlichkeiten hervorgebracht, ist falsch. Richtig ist, daß die Parteien, welche 
die Mehrheit bildeten, keine starke Persönlichkeit zur Macht gelangen ließen, 
weil diese das Ende ihrer eigenen Macht herbeigeführt haben würde. Es 
war wohlerwogene Absicht des in der jüdisch-demokratischen Presse betonten 
Trennungsstriches zwischen politischer und militärischer Führung, auch die- 
jenigen starken Persönlichkeiten, die die strenge Schule des Heeres erzogen 
hatte, vom Kampfe um politischen Einfluß auszuschließen. Gerade wenn 
der Krieg nach ihrer Behauptung nicht militärisch entschieden wurde, war 
es unnötig, all diese Kräfte allein im Dienste des Heeres zu verbrauchen. 
Es war aber den international gesonnenen Führern der Parteien klar, daß 
sie nicht im Bunde mit diesen Kräften zur Macht gelangen konnten. 
Auch im Volke rangen die Strömungen miteinander. Es kann keinem 
Zweifel unterliegen, welcher Volksteil der wertvollere war. Der Krieg 
zwingt zum Verzicht auf das Recht der Persönlichkeit zugunsten des im 
Kampf liegenden Staates. Er setzt an Stelle des persönlichen den Egoismus 
des Staates. Er verfolgt keine internationalen, sondern nationale Ziele. 
Er verlangt Bereitwilligkeit zum Kampf bis zum letzten. Unter denen, die 
dieser Pflicht gegen den Staat restlos genügten, steht das Heer mit seinem 
Offizierkorps und seinen Führern obenan. Das vom alten System groß- 
gezogene Staatsgefühl war im Militarismus verkörpert. Aber der Feind 
und seine Helfershelfer brachten es fertig, selbst dieses zu verleumden und 
damit das Volk dem Staatsgedanken abwendig zu machen. 
Den ausgesprochenen Staatsfeinden, den sozialdemokratischen Füh-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.