Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

200 Die Regierung und die Parteien. 
  
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als die Mehrzahl der Truppen vom Osten nach dem Westen gebracht 
worden waren und straffe geordnete Verhältnisse sowohl im Rücken der im 
Osten verbliebenen schwachen Kräfte wie im Rücken der schwer kämpfenden 
Westfront doppelt notwendig waren. Hierdurch wurde die O. H. L. immer 
wieder in Angelegenheiten in Anspruch genommen, die ihrer ursprüng- 
lichen Verantwortlichkeit entzogen bleiben sollten, die sie aber nicht gehen 
lassen konnte, ohne die Kriegführung zu gefährden. 
Besonders dringend wurden die Verhältnisse in Polen im Januar 
1918, als der Vertreter des Auswärtigen Amtes beim Generalgouverneur 
die Veröffentlichung einer Erklärung der polnischen Regierung durchge- 
lassen hatte, die infolge unserer allgemein erkennbaren schwachen inneren 
Verhältnisse in unerhörtem Ton unerfüllbare Forderungen an die Mittel- 
mächte stellte. Es war notwendig, daß die O. H. L. den Generalgouverneur 
erst bei seiner Forderung unterstützte, daß eine engere Zusammenarbeit 
aller beim Generalgouvernement politisch tätigen Persönlichkeiten sicher- 
gestellt werde. Die Schwierigkeiten, die gerade die polnischen Fragen in 
der Zusammenarbeit mit dem militärischen Pressedienst boten, wurden 
von der k. u. k. Heeresleitung gleichermaßen anerkannt, von der uns über- 
legenen Wiener politischen Leitung ausgenutzt. 
Es blieb also bis zum Schluß bei mangelhafter Zusammenarbeit. 
Durch die Mehrheitsbildung und ihre politischen Ziele wurden die militäri- 
schen Interessen nicht nur nicht gefördert, sondern in den Hintergrund ge- 
drängt. Die in ihnen zum Ausdruck kommende Erkenntnis, daß der Krieg 
nicht nur militärisch entschieden werde, brach sich erst durch, als es zu spät 
war, die Kriegführung auf andern Gebieten mit irgendeiner Aussicht auf 
Erfolg aufzunehmen. Die Wege, die gesucht wurden, waren nicht mehr 
geeignet, zum Sieg und Frieden zu führen, sondern nur, den Glauben an 
den militärischen Erfolg zu erschüttern und damit auch den Weg abzu- 
schneiden, auf den die deutsche Kriegführung tatsächlich einzig und allein 
angesetzt worden war. 
  
 
	        
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