5. Die Oberste Heeresleikung.
ie Vorbereitung auf den Krieg beherrschte die Friedenstätigkeit des
Generalstabs. Seine rastlose Arbeit war der Niederschlag des hier-
aus folgenden Pflichtgefühls. In strenger Schule erzog er die künftigen
Führer des Volkes in Waffen. Grofß ist die Zahl derer, die sich als Führer
bewährt haben. Der Krieg zeigte sich dadurch schon im Frieden als Er-
zieher zur Führerschaft. Nichts anderem als dem Willen zum Kampf ver-
dankt es auch der Feind, daß ihm schon im Frieden politische Führer her-
anwuchsen. Kein Volk wird auch in Zukunft solche heranbilden, die über
Parteiführer herausragen, das nicht daran denkt, daß es außer dem Kampf
der Parteien im Innern einen Kampf der Völker gibt, und das nicht ent-
schlossen ist und sich vorbereitet, diesen Kampf, und zwar mit den Waffen,
zu führen. Wie die Staatsgewalt im Innern sich auf die Macht stützt,
kann ein Volk auch nach außen sich nur als Macht behaupten.
Bis zum Kriege lag der Kampf für Deutschland in der Hand seiner
Diplomatie. Der Krieg legte ihr Werk in die des Generalstabs. Neben
die oberste Reichsleitung trat die HO. H. L.
Schon in dieser Bezeichnung und der Verteilung der Gewalten ist der
Irrtum erkennbar, unter dem unsere Kriegführung litt. Die Trennung
zwischen Volk und Heer, die schon in diesen Bezeichnungen sich ausspricht,
mußte um so fühlbarer werden, als das Heer den Krieg in Feindesland
trug und auch Heimat und Kriegsschauplatz getrennte Begriffe wurden.
Es fehlte von vornherein an dem Bewußtsein, daß der Kriegsschauplatz
sich von einer Front bis zur andern erstreckte, daß Volk und Heer eins
waren, daß Reichsleitung und Heeresleitung als Kriegsleitung zu-
sammenwirken mußten.
General v. Moltke ist von allen, die unter ihm zu arbeiten die Ehre
gehabt haben, hoch verehrt worden. Es entsprach nicht seinem Wesen,
daß er auf einen Krieg hingearbeitet hätte, noch daß er, als der Krieg da
war, eine Macht an sich genommen hätte, die ihm nicht unbedingt zukam.
Trotz der bedrohlichen politischen Lage nach dem Morde von Serajewo
trug er keine Bedenken, nach Abschluß der Vorarbeiten für die Kaiser-
manöver, die im Herbst 1914 zwischen dem VII. und VIII. Armeekorps
stattfinden sollten, sich im Juli zur Kur nach Karlsbad zu begeben. Es
war das in diesem Jahre sein zweiter Karlsbader Aufenthalt. Die Nach-