Die Oberste Heeresleitung. 213
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Stelle Falkenhayns ernenne. Da die beiden Souveräne Kontingentsherren
und daher in der Lage waren, ihre Forderungen durch Machtfaktoren zu
unterstützen, mußte der Kaiser sich fügen."
Auf den Gang der Ereignisse haben diese und ähnliche unwürdige
Vorgänge sicherlich keinen Einfluß ausgeübt. Der Darstellung liegt ein
gut Teil Größenwahnsinn zugrunde. Aber sie zeigt, bis zu welchem Ein-
fluß sich dieser verstieg und was für Persönlichkeiten ihr Spiel trieben, das
Vertrauen zur Kriegführung zu erschüttern. — Die Persönlichkeiten in der
Obersten Heeresleitung wechselten, das Spiel blieb dasselbe. Es ist mit
denselben Mitteln gegen den General Ludendorff fortgesetzt. Das Ziel
war die Beseitigung der militärischen Autorität und damit das Erliegen
unserer Kampfkraft. Es war um so bedenklicher, als verschiedene der
hinter ihm stehenden Persönlichkeiten in amtlich oder persönlich naher Be-
ziehung zum Auswärtigen Amt standen. Damit waren diese Vorgänge
nicht nur geeignet, bestehende sachliche Meinungsverschiedenheiten zu per-
sönlichem Mißtrauen zu erweitern, sondern auch den Eindruck eines Gegen-
einanderarbeitens der politischen gegen die militärische Führung zu er-
wecken und somit das Vertrauen zur Führung überhaupt in allen den-
jenigen Kreisen zu erschüttern, die von diesen Machenschaften berührt
wurden. Das waren in erster Linie die Kreise der Abgeordneten und
der Presse.
Auch diese Zustände konnten nur durch eine über den Parteien
stehende Kriegsleitung beseitigt werden. Es mag als ein berechtigter Vor-
wurf gegen die Oberste Heeresleitung erscheinen, daß sie gegen Derartiges
nicht rücksichtslos eingeschritten ist. Es kann nur wiederholt werden, daß
die vollziehende Gewalt in der Heimat nicht in ihrer Hand lag und daß
sie es nicht unterlassen hat, bei den verantwortlichen und zuständigen
Stellen ihre Forderungen zu stellen.
Ein Mehr war nur möglich, wenn sie diktatorische Gewalt erhielt.
Diesen Gedanken hat General Ludendorff stets abgelehnt. Auch er hatte
keinen politischen Ehrgeiz. Auch fühlte er sich in erster Linie dem Heer
verpflichtet. Als er zu der Einsicht von der Unmöglichkeit reibungsloser
Zusammenarbeit einer zur äußersten Energie verpflichteten Heeresleitung
mit einer jedem festen Entschluß ausweichenden politischen Leitung kam,
war es der gegen die militärische Führung fortgesetzten Wühlarbeit ge-
lungen, das Vertrauen in die Kriegführung soweit abzugraben, daß ihm
keine ausreichende Gefolgschaft auf einem anderen als dem rein militäri-
schen Wege sicher war. Die Forderung nach einem Diktator mußte, wie
die Dinge gediehen waren, von unten kommen. Nur so konnte sie die
Volksstimmung zum zweiten Male einen. Es mußte dies das Ergebnis
der Julikrisis 1917 sein. Anstatt dessen bescherte sie uns die Mehrheits-