218 Die Oberste Heeresleitung.
und Hohn. Die feindlichen Regierungen peitschten ihre Völker und Heere
weiter auf zum Vernichtungskampf gegen Deutschland. So führten wir
unseren Verteidigungskampf weiter. Unser Verbündeter hat nun einen
neuen Vorschlag gemacht, in Besprechungen einzutreten. Der Kampf soll
dadurch aber nicht unterbrochen werden. Für das Heer gilt es also, weiter
zu kämpfen. Das deutsche Heer, das nach vier Kriegsjahren kraftvoll die
Heimat schirmt, muß unsere Unbesiegbarkeit dem Feinde beweisen. Nur
hierdurch tragen wir dazu bei, daß der feindliche Vernichtungswille ge-
brochen wird. Kämpfend haben wir abzuwarten, ob der Feind es ehrlich
meint, wenn er diesmal zu Friedensverhandlungen bereit ist, oder ob er
wieder den Frieden mit uns zurückweist, oder ob wir ihn mit Bedingungen
erkaufen sollen, die unseres Volkes Zukunft vernichten."
Eine weitere irreführende Behauptung ist, die Oberste Heeresleitung
habe, wenn sie die Stimmung des Volkes auch gekannt habe, doch volks-
psychologisch falsch gehandelt, indem sie an der seelischen Kraft des deutschen
Volkes gezweifelt, die Beeinflussung der öffentlichen Meinung auf der see-
lischen Schwachheit des Volkes aufgebaut und infolgedessen die Dinge zu
rosig gefärbt habe. Es wird sogar der Vorwurf bewußter Irreführung der
öffentlichen Meinung erhoben.
Der gefährlichste Optimismus, dem wir verfallen konnten, war der
über den Feind. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Oberste
Heeresleitung allein es war, die ihm entgegengearbeitet hat. Sie hat
Heimat und Heer um so mehr gewarnt, je mehr die politischen Führer
die Massen dem Kampfe gegen den Feind abtrünnig machten und ihren
Lagern für den Parteikampf zuführten. Indem sie zum Kampf gegen
den Feind aufrief, wandte sie sich nicht an die Schwäche, sondern an die
Stärke im Volk. Dagegen kapitulierten diejenigen vor der Schwäche, welche
an einer siegreichen Beendigung des Krieges zweifelten.
Einem unbegründeten Optimismus über die eigene Lage hat die
O. H. L. nie zugestimmt. Im Höhepunkt der militärischen Stärke, beim
Abschluß des Waffenstillstandes mit Rußland, wies sie die Presse folgender-
maßen an: „Presse wird gebeten, bei Besprechung und Überschriften von
vornherein alles zu vermeiden, was geeignet wäre, Volk und Heer über
Größe der noch zu bewältigenden militärischen Aufgaben an anderen
Fronten zu täuschen und die zur Bewältigung dieser Aufgaben nötige
Kraft zu schwächen.“ In der Pressebesprechung am 17. Dezember 1917
führte der Chef des Kriegspresseamts dazu aus: „Bei Betrachtungen über
unsere Lage an der Westfront darf nicht vergessen werden, daß die West-
front bisher einer starken Überlegenheit standhalten mußte. Wenn Ver-
stärkungen an die Westfront geführt sind, so können sie zunächst nur dazu
dienen, das Gleichgewicht der Kräfte einigermaßen herzustellen und un-