Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

220 Die Oberste Heeresleitung. 
  
Berichterstattung über die Leistungen der Truppen. Es war die selbst- 
verständliche Pflicht der Obersten Heeresleitung ihre heldenhaften Kämpfe 
anzuerkennen. 
Unabhängig von der berechtigten Sorge um das Schwinden unseres 
Kampfwillens blieb auch die Willensstärke unserer militärischen Führer. 
Noch am 7. August schrieb der Generalfeldmarschall in einem Befehl an 
die Angehörigen des Gr. H. Qu.: „Zu meinem Bedauern sind kleinmütige 
Anschauungen und Gerüchte festgestellt worden, deren Ursprung auf das 
Gr. H. Qu. zurückgeführt wurde. In der Heimat und im Heer sind die 
Augen auf die O. H. L. gerichtet. Ob mit Recht oder Unrecht, wird jeder 
Angehörige des G. H. Qu. für besonders gut unterrichtet gehalten und 
seinem Auftreten und seinen Außerungen entsprechender Wert beigelegt. 
Darum muß jeder Angehörige des Gr. H. Qu. sich seiner Verantwortlich- 
keit bewußt sein und Träger der Auffassung der O. H. L., auch wenn er 
dieser nicht angehört, sein. Die O. H. L. ist frei von Kleinmut. Gestützt 
auf die bisherigen Leistungen von Heer und Heimat, sieht sie willensstark 
den kommenden Aufgaben entgegen. Nicht anders darf jeder Angehörige 
des Gr. H. Qu. denken und wirken.“ 
Erst als ich von jener Rundreise zu den Bezirkspressebesprechungen 
Ende September in das Gr. H. Qu. zurückkehrte, erfuhr ich den Entschluß 
der O. H. L., den Kampf mit dem Feind und um den Volkswillen aufzu- 
geben. Kurz vorher waren Nachrichten von einer neuen Kanzlerkrisis aus 
Berlin eingetroffen. 
Ein Versagen des politischen Pressedienstes, dessen ausschließliche An- 
gelegenheit der Krieg jetzt wurde, war vorauszusehen. Ich begleitete die 
Staatssekretäre v. Hintze und Graf Rödern, die mit dem Major Frhrn. 
v. dem Bussche den Auftrag hatten, die Ausführung des Entschlusses in 
die Wege zu leiten, nach Berlin. Was zu befürchten war, trat ein. Die 
politischen Zustände verhinderten, die wahren Gründe über die Notwendig- 
keit der Einstellung des Kampfes zu sagen. Es entstand der Eindruck des 
militärischen Zusammenbruchs. An Stelle des Entschlusses zum letzten 
entscheidenden Widerstand folgte der endgültige Sieg der an eine Ver- 
ständigung mit dem Feinde glaubenden Führer und Volksteile. 
Ich stieß überall und am meisten bei denen, die ihn bisher am heftig- 
sten bekämpft hatten, auf die aufgeregte Frage, ob General Ludendorff 
die Nerven verloren habe. Ich konnte diese Frage verneinen. Aber das 
wußte ich, daß der Entschluß, den Kampf aufzugeben, den Generalfeld- 
marschall und besonders die willensstarke Natur des Generals Ludendorff 
bis in ihren innersten Kern getroffen hatte. 
Auch jetzt noch ließen die militärischen Führer nicht in dem Bestreben 
nach, das Heer aus dem parteipolitischen Selbstmord des deutschen Volkes
	        
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