6. Die Volksstimmung.
ie geschlossene Stimmung der Parteien und die einmütige Haltung
„ der Presse für den Krieg ist für die O. H. L. von großer Bedeutung.“
So hatte General v. Moltke am 13. August 1914 der Heimat ihre Aufgabe
vorgezeichnet. Vom vierten Kriegsjahr an war es umgekehrt geworden:
vom Heer, von seiner obersten Leitung allein ging noch aus, was ihnen
aus der Heimat zufließen sollte.
Das war nicht Begeisterung oder Freude am Kriege an sich. Dieser
lastete auf dem Heer und seinen Führern in viel höherem Maße als auf
der Heimat. Es war die Einigkeit im Kampfe gegen den Feind, klare
Erkenntnis unserer Lage und der unbeugsame Entschluß, den uns auf-
gezwungenen Kampf zu bestehen.
Der Begriff der Volksstimmung im Sinne der der O. H. L. über-
tragenen Aufgabe hatte nichts zu tun mit den Lasten, die der Krieg mit
seinen Opfern und Entbehrungen dem Volke auferlegte. Diesen gegen-
über blieb jeder Aufruf allerdings papierener Trost und Stimmungs-
mache. Es handelte sich nicht um eine Stimmungsmache, sondern um die
Erhaltung der moralischen Stärke des Volkes, um die Erhaltung des
Geistes vom 4. August 1914.
Nur hierin konnten wir einem an Zahl überlegenen Feind gewachsen
bleiben. Die Außerlichkeiten des Militarismus an Zahl, Ausrüstung und
Bewaffnung konnte der Feind sich leicht schaffen. Das, worin wir, einer
gegen viele, ihm überlegen waren und überlegen bleiben konnten,
war der innere Geist. Der Feind hat unsere durch den Militarismus er-
zogene Stärke erkannt. Mit allen Mitteln seiner Politik und ihres Werk-
zeugs, der Propaganda, zog er dagegen zu Felde. Wir haben den Kampf
verloren. Wir sind nicht dem Material, sondern dem Kampfwillen des
Feindes erlegen.
Um dieses abzuwenden, bedurfte es einer Parole. Die, mit der die
Feinde kämpften, habe ich schon gekennzeichnet. Es war die unter ver-
schiedener Begründung allen gemeinfame der Vernichtung Deutschlands.
Dieser stand bei uns diejenige vom Verteidigungskrieg gegenüber. Unter
dieser zogen wir in den Krieg. Sie entsprach unserer Lage und war des-
halb wahr. Damit entsprach sie der Forderung an eine Parole, der ein
zu allen Opfern bereites Volk einmütig folgen kann. Sie war für den