Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

224 Die Volksstimmung. 
  
  
inneren Geschlossenheit und an der Entschlossenheit des Durchhaltens bis 
zum Siege. Meines Erachtens braucht die Armee bei ihren schweren 
Kämpfen und bei dem anstrengenden Einerlei langen Aushaltens auch an 
ruhigen Stellen unbedingt die Überzeugung, daß sie damit den Willen und 
die Hoffnung des Vaterlandes ausführt. Merken wir aus der Presse, aus 
Briefen oder beim Aufenthalt in der Heimat, daß der Wille und die Zu- 
versicht der Heimat nachläßt, dann droht uns die Gefahr, kleinmütig und 
schwach zu werden. Nur aus dem Vertrauen auf die Heimat und aus 
dem edlen Ehrgeiz, das Vertrauen der Heimat zu rechtfertigen und Opfer 
nicht umsonst zu bringen, schöpft eine Armee die Kraft, deren sie 
bedarf.“ 
„In dieser Beziehung muß die Heimat für Ersatz der moralischen 
Stärke des Heeres ebenso sorgen wie für die Lieferung von Lebensmitteln, 
Waffen und Munition. In letzter Zeit haben wir einhellig die Fahnen- 
flucht derjenigen mißbilligt, die daheim durch unüberlegten Streik dem 
Heere die materiellen Kampfmittel entzogen. Ich bin der Ansicht, daß 
jeder, der in der moralischen Kraftzufuhr an das Heer nachläßt oder gar 
direkt gegen sie fündigt, ebenso am Vaterlande sich vergeht wie derjenige, 
der in der Munitionsfabrik streikt. Es ist das gewissermaßen ein morali- 
scher Streik, den man in Vergleich stellen kann zu dem materiellen. Was 
man auf anderem Gebiete von den Arbeitern verlangt, muß man auf 
ideellem Gebiete von den Gebildeten, den Familien unserer Kämpfer und 
dem Volke im ganzen verlangen.“ 
„Im allgemeinen streiken in dieser Beziehung ja nur einzelne Kreise. 
Es muß ihnen aber zum Bewußtsein kommen, wie schwer sie sich dadurch 
gegen das Vaterland versündigen. Wir brauchen die starke Stimmung, 
wie wir sie im ersten Teil des Krieges hatten, je mehr wir uns darüber 
klar sind, daß die Voraussetzungen für diese Stimmung mit der Länge des 
Krieges immer mehr bedroht werden. So liegt es aber auch in der 
Lebensmittel- und Kriegsrüstungsfrage. Auch da werden die Vorbedin- 
gungen naturgemäß immer schwieriger. Und dennoch oder gerade deshalb 
müssen wir der Schwierigkeiten mit verdoppelter Energie Herr werden. 
Wir müssen siegen!“ 
„Vielleicht läßt sich dieser Gedanke der Gefahr des Streiks auf ideellem 
Gebiete, also des geistigen Streiks in der Heimat, von Ihnen noch weiter 
in der Kölnischen Volkszeitung verwerten.“ 
„Wie unsere Kriegsziele im einzelnen und besonders sein werden, soll 
hierbei für mich außer Frage bleiben. Ein Kriegsziel aber muß uns allen 
gemeinsam sein, das ist der Sieg! Wir erreichen ihn nicht, wenn die Zahl 
der an der Mitarbeit zum Siegeswillen Streikenden in der Heimat zu- 
nehmen sollte. Dem Feinde bleibt so etwas nicht verborgen. Hierauf
	        
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