Der Nachrichtendienst der Entente und die deutsche Abwehr. 33
Abwehr und die der Abwehr dem eigenen Nachrichtendienste zugute. Auch
wurde verhindert, daß einseitige Vertretung des einen Dienstzweiges die
Interessen des anderen schädigen konnte. Denn die Hindernisse, die die
Abwehr dem Austausch von Nachrichten bereitete, konnten auch dem eigenen
Nachrichtendienst das Zufließen von Nachrichten abgraben.
Im übrigen waren Handhabung von Abwehr und Nachrichtendienst
völlig getrennt. Von beiden Dienstzweigen ist die Abwehr der leichtere.
Liegt die Durchführung beider in derselben Hand, wird der Nachrichten-
dienst versagen. Deshalb war den Organen des Nachrichtendienstes die
Beschäftigung mit Angelegenheiten des Abwehrdienstes, denen des Abwehr-
dienstes der Nachrichtendienst untersagt. Nur die Nachrichtenoffiziere der
O. H. L. bei den Armeeoberkommandos hatten gleichzeitig die Aufsicht über
die geheime Feldpolizei ihrer Armeebezirke.
Am militärischen Pressedienst war der Abwehrdienst wesentlich durch
die Zensur interessiert. Sie konnte aber nicht ausschließlich nach Gesichts-
punkten der Spionageabwehr gehandhabt werden. Deshalb unterstand sie
nicht dem Abwehrdienst, sondern war in erster Linie dem Pressedienst
untergeordnet, um auch auf diesem Gebiet einen Ausgleich zwischen posi-
tiver und negativer Arbeit herbeizuführen. Selbständig nebeneinander her-
schreitend und die eigenen Interessen unbeirrt vertretend, fanden so Nach-
richtendienst, Abwehr und Pressedienst das gemeinsame Interesse und den
Ausgleich in der einheitlichen Leitung durch den Chef der Abteilung III B.
Auf den Kriegsschauplätzen wurde der Abwehrdienst schnell durch-
geführt und ohne Schwierigkeit den wechselnden Verhältnissen angepaßt.
Der Schutz des militärischen Geheimnisses lag hier in erster Linie bei den
Truppen selbst. Daneben war eine Aufsicht über die Bevölkerung und über
die ein= und ausreisenden Personen nötig, die nicht dem Heer angehörten,
sonst also nicht kontrolliert waren. Die kriegsministerielle Verfügung vom
Juli 1915, daß Reisen auf den Kriegsschauplatz auf das äußerste zu be-
schränken seien, wurde nicht genügend streng durchgeführt. Infolgedessen
hielten sich im Kriegsgebiet immer Persönlichkeiten auf, auf deren Ver-
schwiegenheit kein ausreichender Einfluß ausgeübt werden konnte. Auch
die Truppe war zur Verschwiegenheit in Gesprächen und Briefen anzu-
halten. Die Erfolge waren gering. Überwachung der Post und der Fern-
gespräche war nötig, aber nur stichprobenweise durchzuführen. In Zeiten
und Räumen besonderer Entscheidung wurden durchgreifende Anordnungen
getroffen: völlige Einstellung des Post= und Privatfernsprechverkehrs, Räu-
mung des Hintergeländes von der Zivilbevöl# ung. Das erste, von
Heimat und Truppe oft schwer empfunden, hatte die Truppe sich selbst, das
Nicolat, Nachrichtendienst, Prefse und Volksstimmung im Weltkrieg. 8