Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

34 Der Nachrichtendienst der Entente und die deutsche Abwehr. 
  
letzte die Bevölkerung der Verbindung zuzuschreiben, die der Feind mit 
ihr suchte und fand. 
Besonders lagen die Verhältnisse auf dem elsässischen Kriegsschauplatz. 
Hier allein war der Krieg im eigenen Land. Das Etappengebiet reichte 
weit nach Baden hinein. Die Sicherungsmaßnahmen trafen die eigene 
Bevölkerung. Die nahe Nachbarschaft des feindlichen Nachrichtendienstes 
in der Schweiz, der mangelnde Rückenschutz durch besetztes Gebiet und die 
Feststellung, daß die elsässischen Helfer des feindlichen Nachrichtendienstes 
sich mehrten, machten besonders strenge Anordnungen nötig. Diese stießen 
auf Widerstand bei den Behörden und wurden von der Gesamtheit als Aus- 
nahmemaßregel empfunden. In Baden murrte der nach der Schweiz 
Handel treibende und der am ungestörten Grenzverkehr interessierte Be- 
völkerungsteil. Es fehlte an Verständnis für Kriegsnotwendigkeiten. Da- 
bei reichte das, was ein kleiner Teil deutschen Gebietes tragen sollte, nicht 
entfernt an das heran, was in der breiten „-zone des opérations“, die 
Frankreich durchzog, der Bevölkerung durch die Regierung und die Ober- 
befehlshaber der verbündeten Truppen auferlegt wurde. Diese 2one des 
opérations war so reichlich bemessen, daß die Bahnen, Paris ausgenommen, 
welche Verschiebungen der verbündeten Truppen ausführten, ihres Schutzes 
teilhaftig wurden. Innerhalb der Zone war die Härte der Bestimmungen 
für Bevölkerung und Verkehr in drei Stufen gestaffelt. Unerbittlich herrschte 
auch in diesem viele Meilen tiefen Gürtel hinter der feindlichen Front der 
Krieg, und willig trug die Bevölkerung die ihr zukommenden Lasten. Das 
Eindringen von Erkundern in die zone des opérations war so gut wie 
ausgeschlossen. Hinter der elsässischen Kampffront bei uns wurden die 
unbedingt notwendigen Maßnahmen selbstverständlich auch durchgeführt, 
sie wurden aber nicht als selbstverständlich hingenommen und nicht von der 
Bevölkerung unterstützt. Immer wieder konnte die Tätigkeit des feindlichen 
Nachrichtendienstes im Elsaß und im südlichen Baden festgestellt werden. 
Nur der Umstand, daß das Elsaß Nebenkriegsschauplatz blieb, ließ das 
Unterbleiben durchgreifender, dem französischen Verfahren ähnlicher Maß- 
nahmen im Elsaß und in Baden verantworten. 
Unter den besetzten Gebieten forderte besonders Belgien einen weit- 
gehenden Schutz gegen Spionage. Sie erwuchs aus der Nachbarschaft 
des englischen und französisch-belgischen Nachrichtendienstes in Holland, aus 
der am Kriege mit jeder Faser des Herzens teilnehmenden Bevölkerung 
Belgiens und aus den vom Kampfgebiet durch Belgien nach Holland stre- 
benden Landeseinwohnern und deutschen Fahnenflüchtigen. Die Zentral- 
polizeistelle gliederte sich in Anlehnung an die politische Verwaltung des 
Landes in Polizeiabschnitte und Polizeistellen. Der militärische Grenzschutz 
gegen das Operationsgebiet mußte sehr bald für Truppenersparnis auf-
	        
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