Der Nachrichtendienst der Entente und die deutsche Abwehr. 4
gegen Rumänien und zum Durchbruch am Isonzo. Bei den Westschlachten
bot besondere Schwierigkeiten die Geheimhaltung des Infanterieaufmar-
sches vor Verdun, der Siegfriedbewegung und der Vorbereitung der großen
Durchbruchsschlachten im März und Mai 1918. Am Isonzo, bei Verdun,
im März und Mai 1918 trat nachweislich dicht vor dem Antreten unserer
Truppen Verrat durch Überläufer oder das Geständnis von Gefangenen
ein, aber immer erst zu einem Zeitpunkt, als das Erkennen für den Feind
zu spät war und der Erfolg der Geheimhaltung nicht mehr in Frage gestellt
werden konnte. Bei unserem Angriff beiderseits Reims im Juli 1918 er-
hielt der Feind durch in seine Hand Gefallene rechtzeitig Kenntnis. Daß
absichtlicher Verrat vorliegt, ist nicht erwiesen, aber beim Umfang der
feindlichen Kenntnis wahrscheinlich. Der Verrat aus der Front war mit
den Mitteln der Abwehr nicht zu verhindern, gegen ihn schützte allein
der Geist der Truppe und des einzelnen.
Geringer war der Erfolg der Abwehr gegen die auf Schädigung
unserer Kriegswirtschaft ausgehenden Unternehmungen des feindlichen
Nachrichtendienstes. Einwandfrei festgestellt wurden Sabotageunterneh-
mungen durch Frankreich und Belgien. Nur in einem Falle ist englischer
Ursprung wahrscheinlich. Im übrigen hielt England sich zurück und betei-
ligte sich nur durch Förderung der Unternehmungen seiner Verbündeten.
Die für geglückte Zerstörungen ausgesetzten Belohnungen erreichten
die Höhe von 100 000 Mark. Zahlreiche französische Kriegsgefangene
wurden seit dem Jahre 1917 wegen versuchter und vorgenommener Sabo-
tage verurteilt. Ihre Weisungen ließen amtlichen Ursprung erkennen. Für
Ausführung erwartete sie Belohnung, für Weigerung Strafe. Die Auf-
träge zielten auf Brandlegung in Fabriken und Vorratslagern, auf die
Erregung von Viehseuchen, auf Schädigung von Aussaat und Ernte, be-
sonders Kartoffeln, auf die Zerstörung oder Unbrauchbarmachung von Ma-
schinen und auf Gefährdung des Eisenbahnverkehrs. Mittel zur Ausfüh-
rung wurden in Kuchen, Käse, Schokolade, Zahnpasta u. a. den Gefangenen
und sonst Beauftragten zugestellt. Die Anwerbung ausländischer Arbeiter
für die deutsche Kriegsindustrie erschloß den Sabotage-Versuchen einen ge-
fährlichen Weg. Infolge der Leichtigkeit der Sabotage und der Vernich-
tung ihrer Spuren war sie nur bei wenigen der zahlreichen Explosionen
und Brände nachweisbar. Daraus, daß die Gegner die kostspieligen Ein-
richtungen für lange Zeit bestehen ließen und sie immer auf neuen Wegen
auszubauen suchten, geht hervor, daß sie Erfolg hatten, und daß es dem
Abwehrdienst nicht geglückt ist, jene Erfolge ausreichend zu verhindern.
Hatte der Abwehrdienst durch die militärischen Polizeistellen noch
einigen Einfluß auf die durch die Sabotage bedrohten Stellen und damit
einigen praktischen Ersolg, so fehlte beides im Kampf gegen den wirtschaft-