Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 53 
  
  
hergestellt. Für beide Teile trat eine wesentliche Zeitersparnis ein, die 
Voraussetzung einer Arbeit unter den für Presse wie Behörden gleich 
schwierigen Kriegsverhältnissen. Die Vertreter der Behörden lernten sich 
untereinander und auch die von der einzelnen Behörde ausgehenden Wei- 
sungen an die Presse kennen. Ebenso lernten die mit der Eigenart der 
Presse noch nicht vertrauten Vertreter von Behörden, die des Generalstabs 
voran, diese und die Ansichten der Presse aller Parteirichtungen bald 
kennen. Die Abgeschlossenheit der einzelnen Presseabteilungen wurde 
überbrückt. Der sachverständige Beirat der Presse wurde auf diesem Weg, 
besonders durch Verkehr der Generalstabsvertreter mit dem Presseaus- 
schuß, für den Pressedienst der O. H. L. erschlossen. Neben schneller all- 
seitiger Unterrichtung über die laufenden Fragen boten die Presse- 
besprechungen auch Gelegenheit, durch zusammenhängende Vorträge einen 
Überblick über größere Fragen zu geben und das allgemeine Verständnis 
zu erweitern. Wiederholt machten die Chefs mehrerer Behörden hiervon 
persönlich, der Generalstab durch den Chef III B und den Chef des Kriegs- 
presseamts Gebrauch. 
Die Kritik, die in den Parlamenten wiederholt gegen die Presse- 
besprechungen laut wurde, ist von der Presse selbst zurückgewiesen worden. 
Die bestehenden Organisationen der Presse, Verein Berliner Presse, Reichs- 
verband und Verlegerverein, haben sich späterhin, aber nur äußerlich, mit 
dem Aufkommen dieser neuen Organisation ausgesöhnt. Sie selbst hatten 
im wesentlichen nur wirtschaftliche Zwecke. Waren sie gewillt, darüber 
hinaus sich zu betätigen, so hatten sie es unterlassen, den Behörden von 
vornherein, besonders dem Generalstab, am 3. August, ihren sachverstän- 
digen Rat und ihre Unterstützung anzubieten. Sie traten während des 
Krieges hauptsächlich mit Kritik hervor, aber auch dies erst, als die Ent- 
wicklung ihren eigenen Weg gegangen war und feststand. Dieser Umstand 
hat, sehr zum Schaden der Sache, während des Krieges die Zusammen- 
arbeit des Pressedienstes der O. H. L. mit den alten Organisationen der 
Presse gemindert. 
Der Grund, daß dem Kriegsministerium eine Presseabteilung durch 
den Reichstag nicht bewilligt worden war, daß der Generalstab im Frieden 
sich von der Presse fernhielt, und daß militärische Mobilmachungsvor- 
arbeiten für die Presse fehlten, lag darin, daß die Presse im Frieden 
lediglich als politisches Instrument angesehen wurde. Die politischen Be- 
hörden aber hatten für den Krieg gleichfalls nichts vorbereitet und taten 
bei Kriegsausbruch nichts, das Versäumte nachzuholen. Ebensowenig 
hatte die Presse daran gedacht, für den Fall eines Krieges irgendwelche 
Vorbereitungen zu treffen. 
Die Kriegführung aber konnte des Instrumentes einer guten Presse-
	        
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