Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

54 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
——ss“# 
  
organisation nicht entbehren. Daß der Generalstab es unter den gegebenen 
Verhältnissen schaffen mußte, war erträglich, daß er es in der Hauptsache 
aber auch spielen mußte, geschah gegen seine ursprüngliche Absicht. 
  
Bei ihrer ersten und eigentlichen Aufgabe, der Berichterstattung durch 
die Presse, stellte die O. H. L. sich von vornherein auf den Standpunkt, daß 
die Mitteilung operativer Vorgänge ausschließlich ihre eigene Aufgabe sei 
und in keiner Weise durch irgendwelche Organe der Presse erweitert werden 
dürfe. 
Die amtliche Berichterstattung war zunächst auf den Heeresbericht be- 
schränkt. Er wurde zuerst vom Generalquartiermeister v. Stein, nach 
seinem Ausscheiden aus dieser Stellung vorübergehend von der Abtei- 
lung III B und dann bis zum Kriegsende von der Operationsabteilung 
aufgestellt. III B erhielt ihn zur Ausgabe an die Presse, die über den 
stellv. Generalstab, seit 1917 über das Kriegspresseamt erfolgte. Hierzu 
wurde in den ersten Kriegstagen unmittelbare und besonders sorgfältige 
Verbindung mit dem Wolffschen Telegraphenbureau hergestellt und diesem 
dadurch eine Vorzugsstellung vor anderen Telegraphenbureaus ein- 
geräumt. Dies war aber im Interesse der Sache nicht zu umgehen. Der 
Generalstab konnte, besonders im Anfang, als seine Leistungsfähigkeit im 
Verkehr zur Presse noch beschränkt war, nur mit einer Stelle arbeiten, 
um diejenige Zuverlässigkeit der Zusammenarbeit herzustellen, die bei der 
Verbreitung amtlicher Bekanntmachungen unerläßlich war. Es war nicht 
leicht, das Bedürfnis der Presse für gleichmäßige, rechtzeitige und zweck- 
mäßige Zustellung des Heeresberichts zu befriedigen. Schließlich bil- 
dete sich als bestes Verfahren heraus, diesen vormittags gegen elf Uhr 
abzuschließen, so daß er in den Abendzeitungen erschien und ihn — seit 
Oktober 1916 — in der Nacht durch eine kurze Meldung über den 
Tagesverlauf für die Morgenblätter zu ergänzen. Gleichzeitig wurde 
er funkentelegraphisch an den Fronten verbreitet und auf demselben 
Wege dem Gegner bekannt. Auf die gegnerische Darstellung der Ereig- 
nisse einzugehen, war nur in seltenen Fällen möglich. Dagegen unterließ 
der Gegner nicht, seine Heeresberichte auf die unfrigen einzustellen. Er 
war dazu in der Lage, weil er Heeresberichte nach Bedarf, meist zwei bis 
drei täglich, veröffentlichte. Aber nicht nur dieser Umstand zwang, auf eine 
Konkurrenz mit den feindlichen Berichten von vornherein zu verzichten. 
Vor allem war es die Länge der Front, über die berichtet wurde, die zur 
Einschränkung zu unseren Ungunsten führte. Während der englische 
Heeresbericht zeitweise nur über eine englische Front von 135 km zu 
melden hatte, mußte der unsere die Vorgänge an der 2400 km langen 
Front, an der deutsche Truppen kämpften, umfassen. Während die ein-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.