Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

56 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
  
führen, was an den feindlichen Heeresberichten schädlich war. Der An- 
regung, sie grundsätzlich an der Hand der deutschen zu kommentieren, ent- 
sprach die Presse, wohl im Drange der Geschäfte und mangels ausreichenden 
militärischen Verständnisses, nur unvollkommen. 
Die somit ungehinderte schädliche Wirkung der feindlichen Heeres- 
berichte auf das Inland und die deutsche Sache im Ausland gab Veran- 
lassung, vom Jahre 1918 an den Heeresbericht durch einen täglichen amtlichen 
Wolff-Kommentar zu ergänzen. Seine Abfassung wurde der militärischen 
Stelle beim Auswärtigen Amt übertragen, die die notwendigen Unterlagen 
durch einen Generalstabsoffizier erhielt, der für diesen Zweck der O. H. L. 
zugeteilt und dem das Material durch die Operationsabteilung gegeben 
wurde. Die Bearbeitung, die es bei der militärischen Stelle des Auswär- 
tigen Amtes fand, entsprach vor allem der Aufgabe dieser, im Aus- 
land der feindlichen Propaganda entgegenzuwirken. Bei dem geringen 
Einfluß unseres Propagandadienstes auf die ausländische Presse mußte der 
Weg ins Ausland über die deutsche Presse gesucht werden. Damit wirkten 
jene amtlichen Wolff-Kommentare auch auf die öffentliche Meinung in 
Deutschland und drohten das von der O. H. L. gewollte volle Bewußtfein 
vom Ernst unserer Lage zu verwischen. Es wurde daher verfügt, daß der 
Chef des Kriegspresseamts vor der Veröffentlichung der Kommentare zu 
hören sei, ob sie auch zur Veröffentlichung in der deutschen Presse geeignet 
wären. Diese Anordnung erfolgte leider erst, als jene schädlichen Wir- 
kungen im Inland ans Tageslicht traten. Von der Absicht einer Irre- 
führung der öffentlichen Meinung in Deutschland haben sich somit auch 
diese Vorgänge freigehalten. Sie waren eine Folge der bedauerlichen 
Rückständigkeit unserer Propaganda im Ausland. 
Über den Heeresbericht, die Veröffentlichung der feindlichen Be- 
richte und die Wiedergabe derjenigen der Verbündeten bestand 
dauernd Fühlung mit diesen. Als im Herbst 1916 die Veröffent- 
lichung der feindlichen Heeresberichte nur im Auszug, im Wortlaut 
nur in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, erwogen wurde, stimmte 
nur Pera zu. Wien und Sofia lehnten ab. Sofia teilte mit, daß die feind- 
lichen Berichte nur nach Auswahl und mit Kommentar, aber voll- 
ständig veröffentlicht würden, und bat, daß auch die burlgarischen 
ungekürzt durch das W. T. B. verbreitet werden möchten. „Unser 
Ruhm ist jung. Wir sind mißtrauisch, und gerade den Verlust der deutschen 
Tribüne würden wir schmerzlich vermissen. Außerdem würde unser über- 
empfindliches Hauptquartier jede Kürzung als eine unverdiente Schuh- 
riegelung ansehen.“ Auch Wien war in bezug auf die Darstellung in der 
deutschen Presse empfindlich, ohne daß in der österreichisch-ungarischen 
Presse den Verdiensten der deutschen Waffen um die gemeinsame Sache
	        
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