Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 57 
  
immer ausreichend Rechnung getragen wurde. Dies erregte besonders 
den Unwillen der unter österreichisch-ungarischem Oberbefehl kämpfenden 
deutschen Truppen, die zumeist auf das Lesen der Presse der Verbündeten 
angewiesen waren. Die O. H. L. mußte sich zum Anwalt dieser Beschwer- 
den machen. Im übrigen war sie frei von Empfindlichkeit und suchte 
das Bündnis auch durch die amtliche Berichterstattung zu fördern. Neben 
anderen dahinzielenden Weisungen erhielt der Chef des Kriegspresseamts 
im Anfang August 1916 Befehl, bei der Pressebesprechung auszuführen: 
„Gerüchten, welche dem Waffenruhm der k. u. k. Truppen abträglich sind, 
ist entgegenzutreten. Es ist nicht zu bestreiten, daß sie nicht immer dem 
Massenansturm der Russen haben standhalten können. Fälle ehrloser 
Feigheit oder von Verrat können aber nur ausnahmsweise vorgekommen 
sein. Jedenfalls ist es unklug, wenn das deutsche Volk jetzt derartigen 
Gerüchten sein Ohr leiht. Kritik darf uns nicht trennen, Wille muß uns 
einen und den Schwächeren stützen.“ Als im August 1915 der General- 
feldmarschall v. der Goltz-Pascha sich beschwerte, daß die deutsche Presse 
durch das Lob der Türken bei der Dardanellen-Verteidigung das Selbst- 
gefühl der Türken in bedenklicher Weise steigere und zum Maßhalten 
mahnte, wurde angeordnet, daß die Presse nur gebeten werden solle, den 
deutschen Anteil nicht ganz zu vergessen, sonst aber den Türken das Lob 
nicht zu beschneiden. 
Die amtliche Berichterstattung an die Presse wurde späterhin durch 
zusammenhängende größere und fortlaufende Darstellung bei der Presse- 
besprechung durch das Kriegspresseamt ergänzt, dem dazu ein General- 
stabsoffizier überwiesen und Material der Abteilung fremde Heere und der 
Operationsabteilung überwiesen wurde. Das Kriegspresseamt wurde da- 
durch auch in erhöhtem Maße befähigt, Anfragen selbständig zu beant- 
worten. In einzelnen Fällen, in denen zu erwarten war, daß freiwillige 
Maßnahmen der D. H. L. vom Gegner als unter dem Druck seiner Waffen 
geschehen hingestellt werden würden, wie bei der Preisgabe von Gelände- 
teilen vor Verdun und der Siegfriedbewegung, wurde die Presse vorher 
vertraulich unterrichtet, um die Freiwilligkeit der Operation vertreten zu 
können, wenn der Heeresbericht sie bekanntgab. 
Auch sonst wurde die Presse mehrfach, besonders seit 1916, über den 
Rahmen der amtlichen Berichterstattung hinaus vertrauensvoll über die 
Kriegslage unterrichtet. Ihre Berichterstattung durfte sich aber nur im 
Rahmen der amtlichen Berichte halten. 
Amtliche Unterstützung fand der öffentliche Einblick in die Verhältnisse 
auf dem Kriegsschauplatz schließlich in der Förderung zahlreicher Reisen 
von Pressevertretern und Abgeordneten, bei denen nicht nur die O. H. L., 
sondern Oberkommandos, Truppenstäbe und die Truppen selbst besucht
	        
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