Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

58 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
wurden. Die Teilnahme an diesen Reisen nahm im zweiten Teil des 
Krieges bei den führenden Blättern derjenigen Richtung ab, die sich in 
Opposition gegen eine kraftvolle Fortführung des Krieges befanden. 
  
Die amtliche Berichterstattung, der die militärische Darstellung allein 
vorbehalten bleiben mußte, konnte das weitergehende Bedürfnis der 
Heimat, vom Leben und Erleben der Truppen im Felde zu erfahren, nicht 
erfüllen. Diese Aufgabe fiel in erster Linie den Kriegsberichterstattern zu. 
Voraussetzung für ihre erfolgreiche Arbeit war, daß sie vertrauens— 
würdig erschienen. Ihre Persönlichkeit war daher von ausschlag- 
gebender Bedeutung. Parteizugehörigkeit spielte für die O. H. L. bei 
Auswahl und Förderung keine Rolle, völlig gleichmäßige Behandlung 
war Richtschnur. Dieser Grundsatz wurde durch die Erfahrung gerecht- 
fertigt. Nicht leicht war es anfangs, ihm auch bei den anderen Kommando- 
behörden Geltung und Verständnis zu verschaffen. Er setzte sich aber auch 
dort durch das persönliche Auftreten der Kriegsberichterstatter durch. 
Die erste Auswahl der Kriegsberichterstatter, im Frieden vorgenom- 
men, entsprach den hohen Anforderungen nicht durchweg. Einzelne, sonst 
sehr geschätzte, mußten aus Rücksicht auf Gesundheit und die Strapazen 
der Aufgabe zurücktreten. Aber andere mußten als ungeeignet ent- 
fernt werden. So sehr journalistische Freiheit geschützt werden mußte, 
konnte das Zusammenleben und die Diensteinteilung doch nicht ohne mili- 
tärischen Zwang abgehen. Im Osten und im Westen wurde je ein Kriegs- 
berichterstatterquartier geschaffen und einem Offizier unterstellt. Seine 
Aufgaben waren militärische. Ein Fachmann war also nicht am Platz. Die 
Fachkenntnisse mußten die Offiziere sich erwerben, und haben sie sich im 
Zusammenleben mit den Kriegsberichterstattern erworben. 
Für die Tätigkeit der Kriegsberichterstatter war der Krieg zu lang. 
Das Leben der Truppen an den erstarrten Fronten wurde eintönig. Brachte 
erfolgreiche Abwehr oder siegreicher Angriff Abwechslung und Auflodern 
ihrer Stimmung, so spiegelten die Berichte der Kriegsberichterstatter dies. 
An den weiter zum geduldigen Ausharren verurteilten Frontstellen und in 
der Heimat erhoben die Müden und Schwachmütigen den Vorwurf der 
Schönfärberei. Die Kriegsberichterstatter drängten nach vorn zur Truppe, 
wo der Geist vom August 1914 im Angesicht des Angreifers lebendig blieb. 
Sie drängten auch an den Schauplatz der Ereignisse, wo dieser Geist seine 
edelste Betätigung fand. Eine Beeinflussung geschah nicht, noch wurden 
sie durch die Zensur ihrer Berichte eingeengt. Die Truppenkommandos 
hatten nur dafür zu sorgen, daß sie nichts veröffentlichten, was der Truppe 
zum Schaden gereichen konnte, der führende Offizier hatte die allgemeinen 
Zensuranordnungen durchzuführen.
	        
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