Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

60 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
unmittelbaren Einfluß besaßen und die Berichterstattung der Verbündeten 
vorgezogen wurde. 
Auch in den Kriegspresseguartieren der Verbündeten waren Bericht- 
erstatter für deutsche Zeitungen vertreten, deren Interessen durch die 
O. H. L. gefördert wurden. Besonders gern wurde es gesehen, wenn sie 
sich der Berichterstattung über die im Verbande der Verbündeten kämp- 
fenden deutschen Truppen zuwandten. Diese Auffassung wurde von der 
Presseleitung der Verbündeten nicht immer geteilt. Sie war der Auf- 
fassung, daß die Berichterstatter deutscher Zeitungen in erster Linie dazu 
berufen seien, die verbündeten Truppen der deutschen Offentlichkeit näher- 
zubringen, eine Auffassung, der die O. H. L. im wesentlichen nicht wider- 
sprechen konnte. Um so weniger, als die — allerdings nur im ersten Teil 
des Krieges vorhandenen — Vertreter der verbündeten Presse ausschließ- 
lich über deutsche Truppen berichteten. Das Ausscheiden der Vertreter von 
Zeitungen der Verbündeten aus den Kriegsberichterstatterquartieren er- 
höhte die Einheitlichkeit derselben in jeder Beziehung. 
Die Zahl der Kriegsberichterstatter mußte beschränkt sein. Nicht jeder 
Zeitung konnte ein Vertreter bewilligt werden. Infolgedessen vertraten 
mehrere Berichterstatter verschiedene Zeitungen. Berücksichtigt waren beson- 
ders die großen Zeitungen, ihrer Bedeutung und der Kosten wegen. Für 
die breite Masse der Heimatpresse sorgten einige Berichterstatter vom Korre- 
spondenzen; aber nicht in dem Umfang, wie es vor allem den Truppen selbst 
erwünscht war, wenn sie die heimatlichen Zeitungen erhielten. Aus der 
Truppe häuften sich die Wünsche, in den Zeitungen ihres Heimatsbezirkes 
mehr von ihren Taten, besonders von denen der beheimateten Truppen, zu 
lesen. Den Truppen wurde anheimgestellt, Berichte an die Abteilung III B 
oder an die Presseabteilungen der heimischen Generalkommandos einzu- 
senden, die sie aus die Bestimmungen der Zensur prüfen und den betreffen- 
den Heimatsblättern zuleiten würden. Das Ergebnis war gering und 
meist auf Begebenheiten beschränkt, die unter der Überschrift „Heldentaten“ 
verbreitet wurden. Die mit Schreibwerk schon überlastete Front haßte das 
Schreiben. Die O. H. L. vermied, sie darin noch mehr zu belasten. Um den 
Wunsch der Truppe zu erfüllen, wurden im Jahre 1917 Offizierkriegsbericht- 
erstatter eingeführt, die unabhängig von den Kriegsberichterstatterquar- 
tieren eine dauernde Berichterstattung über das Erleben der Truppe vor- 
wiegend den örtlichen Zeitungen zuleiteten, während jene für die großen 
Blätter und die größeren Ereignisse schrieben. 
Als mit dem Frieden von Brest-Litowsk die militärischen Ereignisse 
an der Ostfront beendet schienen und die politische Entwicklung mehr 
Interesse fand, wurde die militärische Berichterstattung in eine politische 
unter Anlehnung an die örtlichen Behörden umgestaltet. Das war ein
	        
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