Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 63
Reise handelte. Ersteres zur Wahrung des militärischen Geheimnisses,
beides zur Förderung der Durchführung. III B hatte sich aber nicht nur
auf die Genehmigung eingehender Gesuche zu beschränken, sondern Reisen
zu Aufklärungszwecken über die Front dauernd anzuregen.
Die Grenze dieser Aufgabe fand sie in der Belastung der Front. Die
Abneigung von Stäben und Truppen war groß, aber verständlich. Bei
den Stäben wurden vor allem die stark besetzte Zeit, kaum entbehrliche
Offiziere und die für andere Zwecke gebrauchten Verkehrsmittel, bei der
Truppe freie Zeit, Unterkunft und Verpflegung in Anspruch genommen.
Das, was dagegen eingetauscht wurde, lag dem Verständnis der Truppe
fern. Jeder Vorsall, der gegen Besuche sprach, verstärkte den Widerspruch
gegen Wiederholungen. War der Besuch da, verlief er anspruchslos zur
beiderseitigen Zufriedenheit, so gab er auch Stäben und Truppen Ab-
wechslung und Anregung. Der Umstand, daß der Vorgang in den meisten
Fällen in dieser Weise verlief, hat den Widerstand an vielen Stellen der
Front mit der Zeit überwunden. Die Schwierigkeiten nahmen wieder zu,
als die kriegerischen Ereignisse sich auf dem westlichen Kriegsschauplatz zu-
sammenzogen, das interessante Zulassungsgebiet sich zusammendrängte und
die Inanspruchnahme bestimmter Frontteile damit wuchs.
Grundsätzlich war jede Zulassung an die Zustimmung des Armee-
Oberkommandos gebunden. Nur dieses konnte beurteilen, ob sie mit den
Interessen der Führung und der Truppe vereinbar war. Bei den Armee-
Oberkommandos hatten die Nachrichtenoffiziere auch auf diesem Arbeits-
gebiet die Aufgaben der Abteilung zu vertreten.
Besuche aus Deutschland fanden mehr Verständnis als die von Aus-
ländern. Neben den bereits erwähnten Reisen von Pressevertretern
fanden auch solche von Abgeordneten. des Reichstags und der Einzelland-
tage statt, die später in anderem Zusammenhang zu erläutern sind. Bei
Ausländern wurde der Besuch durch Amerikaner von Stäben und Truppen
allgemein mit Entschiedenheit abgelehnt. Zu tief saß die Empfindung, daß
Nordamerika von Kriegsbeginn an auf feindlicher Seite stand. Es war
sehr schwer, die Zulassung zu befürworten, während gleichzeitig amerika-
nische Munition deutsche Soldaten zerschlug; die Durchführung war nur
durch die Disziplin im Heere gesichert.
Spanische, Schweizer, niederländische, schwedische, norwegische, dänische
Offiziere oder Offizierabordnungen wurden mehrfach an die Fronten zu-
gelassen oder eingeladen und damit die Berichterstattung der O. H. L. im
Ausland durch Sachverständige vervollständigt und erhärtet. Eine chile-
nische Offizierabordnung gelangte nicht über Frankreich hinaus.
Ständige Beobachter und Berichterstatter für ihre Regierungen waren
die beim Feldheer zugelassenen Militärattachés neutraler Staaten. Ur-