Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 69
Mißtrauen und hat es zum Teil auch nie aufgegeben. Der Absatz
steigerte sich aber bald zu erheblichen Zahlen, auch fanden sich zur Mit-
arbeit immer mehr Landeseinwohner bereit oder boten sich an, nachdem
die Zuverlässigkeit und Unparteilichkeit der Gazette erkannt war. Die
Häufigkeit des Erscheinens mußte gesteigert, der Umfang vergrößert, eine
illustrierte Ausgabe und größere Beschreibungen über den Krieg und das
Land konnten herausgegeben werden. Von einer kostenlosen Verteilung
wurde von Anfang an Abstand genommen. Dem Anfangspreis von 5 Cen-
times folgte die allgemeine Preiserhöhung, wurde aber möglichst niedrig
gehalten. Dennoch erhielt die Gazette sich völlig aus eigenen Einnahmen.
Ihr Personal bestand aus Deutschen. Beim Versand und bei der Ver-
breitung bot sie auch der französischen Bevölkerung die Möglichkeit von
Arbeit und regelmäßigem Verdienst. Durch Bekanntgabe der Gefangenen-
listen, durch Aufnahme von Nachrichten lokaler Art aus dem besetzten Nord-
frankreich, durch Familiennachrichten und durch kostenlose Zulassung kurzer
Fragen und Antworten nach dem Befinden Verwandter sowie durch eine
möglichst umfassende Schilderung der Verhältnisse in Frankreich suchte die
Gazette der Bevölkerung die ihr durch den Krieg auferlegten besonderen-
Lasten zu erleichtern. Durch Schilderungen aus Deutschland, besonders
seiner Kultur, und durch Abbildungen suchte sie deutsches Wesen der fran-
zösischen Bevölkerung näher zu bringen und damit ihr Entgegenkommen
gegen unsere Truppen zu fördern.
In den französischen Gefangenenlagern fand die Gazette gleichfalls
Verbreitung. Ihre Aufnahme war verschieden. Sie suchte sich auch dem
Erleben und den Bedürfnissen der Kriegsgefangenen anzupassen und fand
auf diesem Wege die freiwillige Mitarbeit von Kriegsgefangenen ver-
schiedener sozialer Stellung und politischer Gesinnung.
Die Verbreitung der Gazette in der Westschweiz wußte die französische
Regierung mit Erfolg zu verhindern; gegen ihr Eindringen nach Frankreich
waren die schärfsten Maßregeln ergriffen. Dennoch wurde sie in Frank-
reich lebhaft beachtet und nach Möglichkeit herabgesetzt. Das abschließende
Urteil wird einer späteren Zeit vorbehalten sein. Es wird zugunsten der
deutschen moralischen Kriegführung ausfallen.
Von wesentlichem Einfluß auf die Stimmung des Heeres waren die
heimischen Zeitungen. Die Arbeit des Pressedienstes der O. H. L. mit
ihnen in der Heimat harrt noch der Schilderung. Auf dem Kriegsschau-
platz erfuhren sie die schon dargelegte Förderung. Im übrigen war ihre
Verbreitung von Bedeutung.
Diese erfolgte entweder durch die Post oder durch die Feld= und Bahn-