Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 71
Zeitung maßgebend für ihren Verkauf. Hierbei wurde das Wesen der
Feldbuchhandlungen zugunsten einzelner Interessen verschoben.
Die Klagen der A. O. K. über die Wirkung sozialdemokratischer
Blätter und der auf dem entscheidenden westlichen Kriegsschauplatz be-
sonders verbreiteten Frankfurter Zeitung auf die Haltung der Truppen
nahmen mit Anfang des Jahres 1918 zu. Das Verhalten dieser Zeitungen
ist an anderer Stelle im Zusammenhang mit den Verhältnissen in Deutsch-
land zu betrachten. Hier ist nur festzustellen, daß sie dem Streben des
Pressedienstes der O. H. L., die Haltung der Truppen zu festigen, ent-
gegenarbeiteten und daß die politischen Zustände in der Heimat die Kom-
mandobehörden des Heeres im wirksamen Durchgreifen lähmten.
In der Heimat war der Pressedienst der O. H. L. im Werden und
Handeln des Kriegspresseamts verkörpert. Er entwickelte sich zunächst im
engeren Rahmen der stellvertretenden III !B in Berlin. Nachdem durch
die Herbeiführung der Pressebesprechungen die Verbindung zur Presse
schnell und auf breiter Grundlage hergestellt und die Übermittlung der
amtlichen Berichterstattung wie die der Kriegsberichterstatter geregelt war,
wurde der Ausbau der Arbeit mit der Presse durch Auskunftserteilung
und durch die Berichterstattung über die deutsche Presse an die O. H. L. in
Angriff genommen. Diese Aufgabe fiel dem Major Deutelmoser zu.
Neben ihm schuf der frühere Militärattaché in Washington, Oberstleutnant
v. Herwarth, die Berichterstattung über die Auslandspresse auf einer
Grundlage, die sich vortrefflich bewährte und der späteren Arbeit des
Generalstabs den Vorrang vor anderen Unternehmungen auch auf diesem
Gebiet verschaffte. Die Aufsicht führte der Chef der stellvertretenden III B,
General Brose, der sich ohne Rücksicht auf sein Dienstalter und seine Ge-
sundheit für diese Stellung zur Verfügung stellte und der pflichttreuen, ge-
waltigen Arbeitsleistung der stellvertretenden III B seinen Stempel auf-
drückte. Die Presse an sich lag auch ihm fern. Er war als Chef der
Sektion III B in den Jahren 1900 bis 1910 ebenso wie sein Nachfolger,
der Oberst Heye in den Jahren 1911 und 1912, mit der Presse nur
im Umfange der Kaisermanöver-Berichterstattung in Verbindung getreten.
Dafür fielen in die Zeit seiner Geschäftsführung die Aufdeckung des Um-
fangs der feindlichen Ententespionage in Deutschland, die Erfolge bei ihrer
Bekämpfung und die Anregung zum Ausbau eines eigenen Nachrichten-
dienstes, der vom Oberst Heye durchgeführt worden war. Da die Führung
in der Bekämpfung der feindlichen Spionage auch im Kriege dem General-
stab überlassen blieb, war es erklärlich, daß die Arbeit der stellvertretenden
III B sich immer mehr diesem vertrauten Gebiet zuwandte und der Presse-
dienst nach selbständiger Entwicklung drängte.