Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

80 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
Herbeiführung einer zielbewußten Arbeit mit der Presse. Er vertrat dabei 
die militärischen Gesichtspunkte entsprechend der Bedeutung, die ihnen zu- 
kam, mit Nachdruck. Erhaltung des Burgfriedens und des Kampfwillens 
waren seine politischen Zuständigkeiten. Alles übrige lag außerhalb seiner 
Grenzen. 
Die Abteilung 1 des Kriegspresseamts berichtete täglich kurz tele- 
graphisch über den Inhalt der deutschen Presse. Ergänzt wurde dies durch 
eine gleichzeitig an andere Behörden gehende gedruckte Übersicht. Es war 
schwer, in der verlangten Kürze ein möglichst erschöpfendes Bild zu geben. 
Völlige Objektivität der Berichterstattung wurde verlangt. Aus der Presse 
allein, die unter allerlei Rücksichtnahmen schrieb, konnte ein zuverlässiges 
Bild der Volksstimmung nicht gewonnen werden. 
Deshalb wurde die Berichterstattung der I. Abteilung durch eine solche 
des Chefs des Kriegspresseamts ergänzt. Wollte er dazu wirklich zuver- 
lässige Grundlagen gewinnen, mußte er zur Presse aller Parteien und auch 
sonst möglichst weitgreifende Beziehungen haben. Nur dadurch hielt er 
sich auch von irgendwelcher Beeinflussung frei, der seine Beschäftigung mit 
der Offentlichkeit ihn aussetzte. Neutralität liegt nicht im Wesen der 
Parteipresse. Deshalb blieben die Beziehungen des Pressedienstes der 
O. H. L. zu ausgesprochenen Parteiblättern auf das Dienstliche oder auf 
persönliche Beziehungen beschränkt. Außerhalb der Presse hatten bald 
nach Kriegsbeginn hauptsächlich Kreise der Hochfinanz und der Abgeord- 
nete Erzberger, seit dem Anfang des Jahres 1915 auch verschiedene Per- 
sönlichkeiten der Sozialdemokratie Fühlung mit dem Pressedienst der 
O. H. L. und durch Mitteilungen und Ratschläge Einfluß auf ihn gesucht. 
Im übrigen war von links mehr Rührigkeit und Vordringen zu spüren 
als von rechts. Gesuchter persönlicher Einfluß wurde nicht gewährt. Dies 
führte zum Erkalten mancher Beziehung, um die es aber eben darum nicht 
schade war. Im ganzen ergab sich hieraus die unter Führung des Abgeord- 
neten Erzberger stehende spätere Gegnerschaft gegen das Kriegspresseamt, 
die sich aber nicht aus den Kreisen der Presse, sondern aus denen der Poli- 
tiker Erzbergerscher Richtung rekrutierte. Auch Blätter, wie das Berliner 
Tageblatt und die Frankfurter Zeitung, die mehr das Politische im Kriege 
suchten, entzogen sich mehr und mehr dem Kreis des Kriegspresseamts. Je 
mehr sie der militärischen Kriegführung Schaden zufügten, gerieten auch 
sie in Gegensatz zu den Aufgaben des Kriegspresseamts. Aber auch zu 
diesem Lager bestanden ausreichende persönliche Beziehungen, so daß eine 
umfassende Unterrichtung der O. H. L. über die in der Presse und ÖOffent- 
lichkeit herrschenden Ansichten gesichert war. 
Die Auslandsstelle übermittelte das Ergebnis ihrer Beobachtung der 
ausländischen Presse neben der O. H. L. und den Behörden auch der Presse
	        
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