Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

84 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
  
stellen weitergegeben werden. Oft blieben sie auf die Presseabteilungen 
beschränkt, die in geeigneter Form für ihre Durchführung zu sorgen hatten. 
Für die militärische Presseleitung war es wertvoll zu wissen, was die Presse 
sagen wollte, aber oft wegen der Zensur nicht sagen konnte. Eine Bericht- 
erstattung hierüber an die Oberzensurstelle war angeregt. Eine allgemeine 
Vorzensur hatte sich nur in den gemischtsprachigen Grenzbezirken und 
gegen bestimmte Blätter staatsfeindlicher Richtung in einzelnen Bezirken 
notwendig erwiesen. Freiwillig angebotene Präventivzensur mußte zu- 
rückgewiesen werden. Sie hätte den Zensurstellen die Verantwortung auf- 
gebürdet. » 
Im ganzen ergab die Prüfung durch die Oberzensurstelle, daß überall 
mit großer Pflichttreue und Unparteilichkeit gearbeitet wurde. Infolge- 
dessen war auch das Verhältnis zwischen Presse und Zensur im all- 
gemeinen ein gutes. Am besten dort, wo die gemeinsame Aufgabe zum 
Besten der Kriegführung mit gegenseitigem Verständnis gelöst wurde. 
Blätter, die gegen die Kriegführung wirkten, schlossen sich aus, besonders 
sozialdemokratische Blätter. Das Verhältnis zur polnischen Presse war 
überall schwierig. 
Das Kriegspresseamt berief die Leiter der Presseabteilungen zur Be- 
sprechung über die Zensur zum ersten Male im Februar 1916 nach Berlin. 
Eine zweite Aussprache folgte schon im Juni. Sie war veranlaßt durch 
die Zensurdebatten im Deutschen Reichstag, im Preußischen Abgeordneten- 
haus und den Landtagen in Bayern und Sachsen. Alle Parteien hatten, 
aus verschiedenen Beweggründen, die Freigabe der Erörterung der Kriegs- 
ziele verlangt. Der Reichskanzler hatte nur zugestimmt, daß die Zenfur 
auf diesem Gebiete mit Milde gehandhabt werden solle, er hatte es den 
Ressorts überlassen, sich über diese Frage zu verständigen und auch die 
Presse zur Vorlage praktischer Vorschläge aufgefordert. Soviel der O. H. L. 
bekannt, sind solche nicht vorgelegt worden Auch unter den Zensurbehör- 
den bestand lebhafter Gegensatz in der Auffassung dieser Frage. Es war 
notwendig, darauf hinzuweisen, daß die Zensur diese Frage nicht zu ent- 
scheiden, sondern nur die Entscheidung der zuständigen Stellen auszu- 
führen habe. 
Reichstag und Abgeordnetenhaus hatten zugegeben, daß die Freiheit 
der Presse so weit eingeschränkt werden müsse, als es im Interesse der 
Kriegführung notwendig war. Der Antrag, die Freiheit der Presse schon 
im Kriege wiederherzustellen, war abgelehnt worden. Reichskanzler und 
Generalstabschef hatten erklärt, daß jede Beschränkung der Preffreiheit 
schädlich sei, die nicht den Zwecken der Kriegführung diente. 
Die Durchführung dieser erneut anerkannten Grundsätze wurde durch 
die mündliche Aussprache wesentlich gefördert, ebenso die der Oberzensur-
	        
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