86 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung.
Auf eine eigene Berichterstattung verzichtete sie aber nicht, nachdem sie
der Offentlichkeit gegenüber auch in diesen Fragen in den Vordergrund ge-
schoben wurde. Nur wurde angeordnet, daß die Berichte gleichzeitig an
das Kriegsministerium und andere interessierte Behörden zu erstatten
wären.
Die Grundlagen, auf denen der Chef des Kriegspresseamts seine Be-
richte aufbaute, hatten sich nicht geändert. Es waren in erster Linie seine
zahlreichen Beziehungen zur Presse aller Richtungen. Daneben suchten
ihn immer mehr Persönlichkeiten des politischen Lebens auf, je mehr die
O. H. L. in den Vordergrund geschoben wurde. Seine Berichterstattung
war außerordentlich klar und objektiv, sie wurde durch die Ereignisse be-
stätigt. Aus ihr sprach nicht das Kriegspresseamt, sondern zahlreiche und
beachtenswerte Stimmen der Heimat. Sie dem Kriegsministerium und
durch die persönliche Verbindung des Chefs des Kriegspresseamts mit
den Reichsbehörden auch diesen zu erschließen, konnte nur im Sinne der
O. H. L. liegen. Die Anfänge der Bestrebungen, die späterhin zum vater-
ländischen Unterricht führten, fallen in diese Zeit.
Im Zusammenhang mit dem Pressedienst mußte die O. H. L. auch der
Propaganda im Ausland ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Im Inlande
wurde das Wort Propaganda für die Berichterstattung über die kriegeri-
schen Erfolge des Heeres verworfen. Im Ausland aber war es geboten,
den Erfolgen der rührigen und geschickten feindlichen Propaganda, die
auch auf das Inland zurückstrahlte und damit eine unmittelbare Gefahr
für die Kriegführung wurde, mit gleichen Mitteln entgegenzuarbeiten. Auf
diesem Gebiet war der Erfolg einer Tätigkeit des Auswärtigen Amts nicht
zu spüren. Wohl war bald nach Kriegsbeginn eine planlose Arbeit ein-
zelner beobachtet worden. Sie war der deutschen Sache eher schädlich als
nützlich gewesen. Das Ausland lehnte sie ab, der großzügigen amtlichen
feindlichen Propaganda war es leicht, sie völlig um jede Wirkung zu
bringen, die treibenden Einzelkräfte in der Heimat erschöpften ihre Mittel
und ermatteten bald.
Die O. H. L. stand zunächst auf dem Standpunkt, daß sie ihren Anteil
durch die militärischen Erfolge allein genügend leiste. Das Heer schlug
eine siegreiche Schlacht nach der anderen, und dennoch sank die Wage im
neutralen Ausland, als von Amerikas Kriegsteilnahme noch nicht die Rede
war, ständig zu Deutschlands Ungunsten. Dem Heere allein wurde es über-
lassen, durch neue Siege das Gleichgewicht herzustellen. Die Abteilung
III -B wurde beauftragt, mit dem Propagandadienst des Auswärtigen
Amts Fühlung zu nehmen. Es ergab sich, daß die „Zentralstelle für Aus-
landsdienst“ hauptsächlich durch die Verbreitung von Druckschriften und
Bildern arbeitete. In Deutschland hergestellt, zum größten Teil in deut-