Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 89
waren aber die im Interesse der Kriegführung an ihn zu stellen—
den Forderungen nicht erschöpft. Politische Aufgaben wollte und sollte
das Kriegspresseamt nicht tragen, trug sie aber tatsächlich durch das
Zurücktreten der politischen Stellen hinter die Oberzensurstelle und hinter
die treibende Kraft des Kriegspresseamts, besonders in der Frage der
Beeinflussung der Volksstimmung und der Auslandspropaganda. In an
sich dankenswerter Weise strebten einzelne Stellen hinter dem Kriegs-
presseamt her. Aber das Auswärtige Amt und die einheitliche Führung
durch berufene Hand fehlten.
Der Chef des Kriegspresseamts erhielt folgende Weisung, Anfragen
zum Personenwechsel im Generalstab zu beantworten: „Unsere Gegner
haben unter Englands Führung in ihr politisches und militärisches
Handeln ein solches Maß von Einheitlichkeit gebracht, daß auch auf unserer
Seite alles geschehen mußte, ein völlig reibungsloses Zusammenarbeiten
der maßgebenden Stellen zu sichern. Sachliche und persönliche Gegensätze,
die sowohl die Leitung der militärischen Operationen wie den Einklang
zwischen Kriegführung und Politik störten, mußten hierzu, ebenso wie Trei-
bereien, die in der Heimat das geschlossene Vertrauen erschütterten, beseitigt
werden. Das alles konnte nur durch die Ernennung des Generalfeld-
marschalls v. Hindenburg gewährleistet werden.“
Damit war Wille und Ziel der neuen militärischen Führer aus-
gesprochen.
General Ludendorff befahl sofort nach ÜUbernahme der Geschäfte Vor-
trag durch den Chef des Kriegspresseamts. Er billigte den bisher gegan-
genen Weg. Schon am nächsten Tage, am 3. September, gaben die an
seine und des Generalfeldmarschalls Berufung geknüpften Erörterungen
Anlaß zu der Weisung, daß er aus der Politik herausgelassen zu werden
wünsche. Gleichzeitig erhob er bei den zuständigen Militärbefehlshabern
Einspruch gegen Verunglimpfungen, die in einzelnen Zeitungen sich gegen
die Amtsführung des Generals v. Falkenhayn richteten. Die Neutralität
der O. H. L. sollte nach allen Seiten gewahrt werden.
Die politische Reichsleitung schien entschlossen zu handeln. Am
11. September bat der Reichskanzler in Übereinstimmung mit dem Staats-
sekretär des Auswärtigen um Überlassung des Majors Deutelmoser als
Nachfolger des Leiters der Presseabteilung im Auswärtigen Amt. Es
wurde anerkannt, daß die Arbeit für die Presse vernachlässigt war und in
Aussicht gestellt, Versäumtes nachzuholen. Der Antrag bedeutete für den
Pressedienst der O. H. L. gerade in diesem Augenblick des Übergangs und
neuer Entwicklung ein großes Opfer. Dennoch wurde zugestimmt. Es
wurde eine Entlastung des Kriegspresseamts von allen nicht rein mili-
tärischen Aufgaben, eine schärfere Vertretung der militärischen Interessen