$ 85. Aufgabe u. Einrichtung der Volksschule usw. 199
lichen Gedeihens? die Grundlagen religiös - sittlicher
und nationaler Bildung und die für das bürgerliche
Leben notwendigen allgemeinen Kenntnisse und Fertig-
keiten zu gewähren. Wesentliche und. unerläßliche
Unterrichtsgegenstände sind Religions- und. Sitten-
lehre, Geschichte, deutsche Sprache mit Lesen,
Schreiben und Aufsatzübungen, Rechnen und Formen-
lehre, Erd- und Naturkunde, Gesang, Zeichnen, Turnen
und Jugendspiele, für die Mädchen auch weibliche
Handarbeiten®.
Der Unterricht soll erziehender Unterricht sein;
insbesondere soll er die Selbsttätigkeit der Schüler
2 Für alle Schulen in Stadt und Land (auch die höheren
Schulen und Privatschulen) sind Schulärzte auf Staatskosten
bestellt worden, die den Schulämtern ($ 86 Ziff. 3 d. W.)
als Beirat dienen. Vgl. die Schriften von Dr. Leubuscher
über staatliche Schulärzte (1902. Verlag von RBReuther
& Reichard) und über Schularzttätigkeit und Schul-
gesundheitspflege (1907. Verlag. von B. G. Teubner).
® Die Volksschulen sind einklassige (solche mit einem
Lehrer) und mehrklassige (solche mit mehreren Lehrern).
Die einklassige Schule besteht aus einer unteren, einer
mittleren und einer oberen Abteilung, von denen jede Knaben
und Mädchen umfaßt und von denen je zwei beim Unter-
richte vereinigt werden können. An der Spitze einer Schule
mit sechs oder mehr ständigen Lehrerstellen steht ein Rektor,
der zugleich die Stelle des ersten Lehrers verwaltet (in den
Magistratsstädten — 8 23 Ziff. 1 d. W. 8. 58 — führen die
Rektoren die Dienstbezeichnung Schuldirektor); an kleineren
Schulen mit mehr als drei Klassen wird die einheitliche
innere Leitung gegen besondere Vergütung einem aufsicht-
führenden Lehrer übertragen.
In der Regel darf die Zahl der in einer Klasse gleich-
zeitig und zusammen zu unterrichtenden Kinder ‘nicht 60
und die Zahl der einem Lehrer zum Unterricht in ge-
trennten Abteilungen zugewiesenen Kinder nicht 80 über-
steigen.
Die Zahl der Lehrerstellen im Herzogtum betrug am
1. Mai 1908 850; auf eine Lehrerstelle fielen durchschnittlich
57 Schulkinder.