528 Achtes Buch. Die intern. Streitigkeiten u. deren Erledigung etc. $ 193,
letzteren nur dann gegen Willkühr geschützt sein kann, wenn die erstere
derart rechtlich abgegrenzt ist, daß betreffende Rechtssätze wenigstens in der
Hauptsache in der Praxis keinen Zweifel über den Umfang der rechtlichen
Grenzen der Freiheit offen lassen. Das geltende Völkerrecht hat es auf dem
praktisch so wichtigen Gebiete des neutralen Handels zu einer solchen, die
Interessen der Kriegführenden und der Neutralen sichernden Ordnung noch
nicht gebracht; Kollisionen dieser Interessen, insbesondere aber willkürliche
Beschränkungen der Handelsfreiheit der Neutralen sind insolange nicht aus-
geschlossen, als es nicht gelingt, den Inhalt des Verbots der Zufuhr von
Kriegskontrebande durch eine allgemeine völkerrechtliche Normierung des
Begriffs der Kriegskontrebande!) zu fixieren. Die Quelle der Schwierigkeiten
einer solchen Begriffsbestimmung?) liegt darin, daß seit jeher das Streben
der Kriegführenden darauf gerichtet war, den Begriff der Kontrebande über
den Kreis der Gegenstände, die unmittelbar und ausschließlich zum
Kriege dienen (Waffen, Munition, Sprengstoffe, Uniformen, sonstige für das
Heer bestimmte Kleidungs- und Equipierungsstücke, Trainmaterial, Artillerie-
material — sog. absolute Kontrebande) auszudehnen und auch die
Zufuhr von solchen Gegenständen zu verbieten, die in gleicher Weise zu
Friedens- und Kriegszwecken dienlich sind (relative Kontrebande)’). Da-
de la Neutralit@ I, 348sq.; Dorselbe, De contrebande de guerro etc. (1593); Derselbe,
RG. 1V 297 sq., XI 353 sq.; Dessen gemeinschaftlich mit Brusa erstatteter Bericht in den
Verhandlungen des Völkerrechtsinstituts Annuaire XIII p. 75sq., XIV p. 98 sq., 205 sq.
(Bericht von Brusa); die Ausführungen von Den Beer Portugael ebenda XII p. 50 saq.,
XIV p. 43 sq.; die Vorschläge von Perels, ebenda p. 58 sq.; Lardy XIII p. 67sq. —
Heffter-Geffcken $ 158ff.; Geffeken, HH IV S. 713ff.; Geßner, Le droit des neutres
sur mer p. 82 sq. und in Holtzendorffs Rechtslexikon e. v. „Kontrebande“; F. v. Martens
II S. 514ff.; Rivier, Principes II p. 416sq.; Perels, Intern. Seerecht 234; Gareis $ 89;
v. Liszt $42; Lehmann, Die Zufuhr von K. (1977); Vossen, Die K. des Krieges (1896);
Hirsch, K. und verbotene Transporte (1901); Wiegner, Die Kriegsk. (1904); v. Hold,
Die Kriegsk. (1907); Bonfils No. 1537 sq.; Despagnet, Cours No. 687 sy.; Pillet, les lois
actuelles etc. 315sq.; Dupuis, Le Droit de la guerre mar. etc. No. 199sq.; Holland,
Marmal of Naval Prize Law $$ 57 sq.; Knight des Etats nentres etc. (1903); Westlake,
R. X 614sq.; Oppenheim, II, $$ 391sq.; Brocher de la Flöchere, R. (1899) 337 5q.;
Brochet, de la contrebande de guerre (1900). — U. S. Naval War Code Art. 34—36.
1) Der Ausdruck bezeichnet die Waren, deren Zufuhr verboten ist (contra bannum,
bandum, daher contrebande, ec. de guerre — mereimonia prohibita). Römische Gesetze ver-
boten, den Barbaren Waffen und dergl. zu verkaufen und zuzuführen [l. 2 C. (4, 41)]: die
Kirche richtete an die Gläubigen das Verbot, den Sarazenen und Ketzern Waffen, Eisen, Bau-
holz zuzuführen. Vgl. Näheres in geschichtlicher Beziehung bei Geffcken, HH IV S. 713ff.;
Nys, Origines du droit international p. 224 sq.
2) In der Doktrin gehen die Ansichten weit auseinander u. z. schon bezüglich des
Ausgangspunkts der Konstruktion des Begriffs: ob von der Neutralität oder dem Kriegsrecht
auszugelien sei; ersteres die herrschende Meinung; die Abhängigkeit des Begriffs vom Kriegs-
recht vertritt neuestens v. Hold a. a. O. 10ff.; das Bestreben der Kriegführenden ist vor
allem darauf gerichtet, dem Gegner den Handel mit den Neutralen zu unterbinden (Stand-
punkt der Engländer) S. 16; im ganzen habe sich aber der Belligerent lediglich gegen Be-
nachteiligung durch die Neutralen zu schützen (8. 18).
3) Diese weite Fassung des Begriffs findet sich bei Grotius Uli $5. Demgegenüber
äußerte schon Bynkershoek wichtige Bedenken, denn wenn die res aneipitis usus nach der