— 91 —
denken will. So merken wir uns von allen unseren Bekannten
den Geburtstag; zu diesem Tage schreiben wir ihnen, wenn
sie auch weit weg von uns sind; und so haben wir immer
wieder Anlaß an sie zu denken.
An den Fürsten Bismarck zu denken haben wir nun
auch so Anlaß genug; allein schon wenn Sedan gefeiert wird,
dann wissen wir, daß er da als eine der Hauptpersonen dabei
war. Aber man muß sich doch auch merken, wann sein Ge-
burtstag und wann sein Todestag war und was sich sonst in
seinem Leben für ihn Wichtiges ereignet hat.
Geboren ist Otto von Bismarck-Schönhausen am 1. April
1815, also in dem Jahre, in dem Napoleon I. durch die
Schlacht bei Waterloo endgiltig besiegt wurde. Als diese
Schlacht stattfand, am 18. Juni 1815, war Otto von Bis-
marck 78 Tage alt. Seinen Geburtstag aber konnten sich
namentlich seine Gegner recht gut merken, die er oft gehörig
in den April geschickt hat.
Seine ersten Jahre verlebte Otto von Bismarck auf
Schönhausen, dem Gute seines Vaters; dann mußte er nach
Berlin aufs Gymnasium. Ostern 1832, als er 17 Jahre alt
war, machte er sein Abiturientenexamen am Grauen Kloster;
das ist eines der ältesten und berühmtesten Gymnasien von
Berlin. Nun durfte er also studieren; und zwar studierte er
Jura, d. h. die Gesetze, nach denen die Könige und Minister
regieren und nach denen die Richter entscheiden, wenn zwei
Leute einander verklagen. In Göttingen studierte er und in
Berlin; aber über den Büchern hat er dabei nicht immer ge-
sessen, sondern oft hat er auch auf der Mensur gestanden,
d. h. auf dem abgemessenen Kampfplatz, auf dem die Studenten
einander mit scharfen Säbeln und Rappieren die Gesichter
zerhacken. Viele Studenten freuen sich, wenn sie recht viel
„Schmisse“ aufzeigen können; so nennt man nämlich die
Narben, die von den Wunden in den Gesichtern bleiben; aber