Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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mann einkaufen, die höchsten Preise dafür geben müßten; 
und wie es auch gemacht würde, immer würden die meisten 
Interessen geschädigt werden, und immer würden die Leute 
schreien, so dürfe es nicht gemacht werden, sondern anders; 
und machte man es dann anders, dann würden sie wieder 
schreien, nein, so dürfe es noch weniger gemacht werden, sondern 
ganz anders. Ja, wie soll man es da nun machen, daß alle 
zufrieden sind? 
Da sind nun die Landesherren auf ein ganz gutes Mittel 
verfallen. Der König hat den Untertanen gesagt: „Wißt ihr 
was? Ihr sollt von jetzt ab alle meine Ratgeber sein, allerdings 
nicht bei jeder Kleinigkeit, nicht wenn ich jemanden einen 
Orden gebe oder wenn ich den Soldaten etwas befehle, wohl 
aber, wenn ich etwas sehr Wichtiges anordne, was für das 
ganze Land und für lange Zeit gelten soll; wenn ich ein 
Gesetz gebe, dann sollt ihr alle mir Rat geben; ich will in 
Zukunft kein Gesetz geben, zu dem ihr mir nicht selber geraten 
habt, dem ihr nicht selber zugestimmt habt. Da ihr nun aber 
viele Millionen seid, auch nicht immer von eurer Arbeit weg 
und in die Hauptstadt reisen könnt, so sollen immer mehrere 
Tausende von euch einen auswählen und abordnen; diese 
Abgeordneten sollen dann in der Hauptstadt in einem schönen 
Hause zusammenkommen; und wenn ich nun wieder ein Gesetz 
geben will, dann werden meine Minister das vorher auf- 
schreiben und den Abgeordneten geben. Wenn dann die Ab- 
geordneten sagen: „Nein, das scheint uns kein gutes Gesetz 
zu sein, dann will ich das Gesetz nicht geben; wenn sie sagen: 
„Das Gesetz ist zum größten Teil ganz gut, aber das und das 
müßte noch anders sein, dann will ich es, wenn irgend möglich, 
so machen, wie die Abgeordneten es vorschlagen. Und dann 
sollen eure Abgeordneten noch eins tun. Ich weiß, was ihr 
am wenigsten gern tut, das ist das Bezahlen. Wenn euch 
ein Dieb etwas wegnimmt, dann soll gleich die Polizei da
	        
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