Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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ihr Blut nicht für Preußen vergießen, sondern für Österreich.“ 
Aber die Schlesier sagten sich wieder: „Warum sollen wir denn 
auf einmal Österreicher werden? Wir sind nun über hundert 
Jahre Preußen gewesen, unsere Großväter und Urgroßväter 
waren schon Preußen; wir sind treue Untertanen des Königs 
von Preußen; der kann uns doch nicht verstoßen wollen?“ 
Nein, das konnte der König von Preußen auch wirklich 
nicht. Da wollte nun Österreich doch lieber einen neuen 
Landesfürsten in Schleswig-Holstein sehen, als das Land ohne 
Weiteres Preußen überlassen. Darum dachte es nicht mehr 
daran, daß es versprochen hatte, über Schleswig-Holstein 
nichts ohne Preußens Zustimmung zu beschließen, und erklärte, 
seinetwegen könne nun der deutsche Bund beschließen, was 
mit Schleswig-Holstein werden sollte; und Österreich würde 
mit allem zufrieden sein, was der Bund beschlösse. 
Sofort erklärte Preußen, daß Österreich damit den Ver- 
trag gebrochen hätte, den Preußen mit Österreich geschlossen 
hatte, und ließ Truppen in Holstein einrücken, damit nicht dort 
ein neuer Landesherr mit Osterreichs Hilfe eingesetzt würde. 
Darauf sagte Österreich, Preußen hätte gegen den deutschen 
Bund gehandelt, denn kein Mitglied des deutschen Bundes 
dürfte gegen ein anderes Bundesmitglied Soldaten marschieren 
lassen. Darum schlug Österreich vor, daß jetzt alle anderen 
Bundesmitglieder ihre Soldaten gegen Preußen aufstellen 
sollten. — Dagegen sagte aber Preußen, das wäre gar nicht 
wahr, daß Preußen gegen Österreich Truppen hätte marschieren 
lassen; Preußen hätte seine Truppen ja nur nach Holstein 
geschickt, das den Preußen ebensogut gehörte, wie den Öster- 
reichern; und es wäre ja auch den Preußen gar nicht einge- 
fallen, auf die Österreicher zu schießen. Aber als nun der 
Bundestag wirklich beschloß, daß alle Soldaten des Bundes 
kriegsbereit gemacht werden sollten, nur die preußischen nicht, 
da sagte am 14. Juni 1866 der preußische Gesandte: „Das
	        
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