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„Ei, wenn es die Sozialdemokraten wollen, dann ist es gewiß
nicht gut für das deutsche Volk; dann soll es nicht den Arbeitern
besser gehen, sondern die Sozialdemokraten wollen nur zeigen,
daß sie etwas ausrichten können.“ Und da zeigte man ihnen
denn gern mit dem Sozialistengesetz, daß sie nichts ausrichten
konnten, und verbot ihre Vereine und ihre Zeitungen.
Das Gesetz wurde im Jahre 1878 gegeben, aber nur auf
ein paar Jahre und dann wieder auf ein paar Jahre und so
fort bis 1890. Da wurde es nicht wieder erneuert. Aber
unter den Gutsbesitzern und Fabrikherrn und auch unter den
Regierungsräten und Professoren meinen noch jetzt immer viele,
daß alle Arbeiter schlechte oder doch rohe Menschen wären, die
keinen Sinn für das Ansehen des deutschen Volkes hätten,
und die Kaiser, Fürsten und Heer abschaffen wollten; ja sie
meinen, daß jeder, der da will, daß es den Arbeitern gut geht,
auch ein schlechter Mensch sei und Heer und Kaiser abschaffen
wolle. Das verdanken die Arbeiter den Sozialdemokraten, die
eigentlich gar nicht die soziale Frage lösen, sondern nur den
Verfassungskonflikt wieder von vorn anfangen wollen.
Aber damit werden sie kein Glück haben; denn wenn
die Arbeiter auch eine große Menge Menschen sind, so mächtig
wie die reichen und klugen Leute, die im Verfassungskonflikt
dem Königtum seine verfassungsmäßigen Rechte abforderten,
so mächtig und angesehen werden sie niemals sein; also werden
sie noch viel weniger siegen können. Das ahnen die Sozial-
demokraten auch schon, und eben darum hassen sie den Fürsten
Bismarck, der den Sieg der Krone im Verfassungskonflikt er-
zwungen hat, noch wütend über das Grab hinaus.
Wenn damals der König nachgegeben hätte, wenn das
Abgeordnetenhaus seinen Willen durchgesetzt hätte, dann
müßten wir uns vor den Sozialdemokraten fürchten. Denn
dann würde jeder sagen: „Ach, wenn sie erst die meisten Reichs-
tagsabgeordneten auf ihrer Seite haben, dann müssen doch
Otto, Fürst Bismarcks Lebenswerk. 6