Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

— 81 — 
„Ei, wenn es die Sozialdemokraten wollen, dann ist es gewiß 
nicht gut für das deutsche Volk; dann soll es nicht den Arbeitern 
besser gehen, sondern die Sozialdemokraten wollen nur zeigen, 
daß sie etwas ausrichten können.“ Und da zeigte man ihnen 
denn gern mit dem Sozialistengesetz, daß sie nichts ausrichten 
konnten, und verbot ihre Vereine und ihre Zeitungen. 
Das Gesetz wurde im Jahre 1878 gegeben, aber nur auf 
ein paar Jahre und dann wieder auf ein paar Jahre und so 
fort bis 1890. Da wurde es nicht wieder erneuert. Aber 
unter den Gutsbesitzern und Fabrikherrn und auch unter den 
Regierungsräten und Professoren meinen noch jetzt immer viele, 
daß alle Arbeiter schlechte oder doch rohe Menschen wären, die 
keinen Sinn für das Ansehen des deutschen Volkes hätten, 
und die Kaiser, Fürsten und Heer abschaffen wollten; ja sie 
meinen, daß jeder, der da will, daß es den Arbeitern gut geht, 
auch ein schlechter Mensch sei und Heer und Kaiser abschaffen 
wolle. Das verdanken die Arbeiter den Sozialdemokraten, die 
eigentlich gar nicht die soziale Frage lösen, sondern nur den 
Verfassungskonflikt wieder von vorn anfangen wollen. 
Aber damit werden sie kein Glück haben; denn wenn 
die Arbeiter auch eine große Menge Menschen sind, so mächtig 
wie die reichen und klugen Leute, die im Verfassungskonflikt 
dem Königtum seine verfassungsmäßigen Rechte abforderten, 
so mächtig und angesehen werden sie niemals sein; also werden 
sie noch viel weniger siegen können. Das ahnen die Sozial- 
demokraten auch schon, und eben darum hassen sie den Fürsten 
Bismarck, der den Sieg der Krone im Verfassungskonflikt er- 
zwungen hat, noch wütend über das Grab hinaus. 
Wenn damals der König nachgegeben hätte, wenn das 
Abgeordnetenhaus seinen Willen durchgesetzt hätte, dann 
müßten wir uns vor den Sozialdemokraten fürchten. Denn 
dann würde jeder sagen: „Ach, wenn sie erst die meisten Reichs- 
tagsabgeordneten auf ihrer Seite haben, dann müssen doch 
Otto, Fürst Bismarcks Lebenswerk. 6
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.