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gaben auch andere Leute Rat, und der Kaiser tat durchaus
nicht immer nur das, was Fürst Bismarck riet; ja mehrmals bat
Fürst Bismarck selber, daß der Kaiser ihn entlassen und andere
Leute zu Ratgebern nehmen möchte. Da schrieb aber Kaiser
Wilhelm, als wieder einmal Fürst Bismarck eine solche Bitte
geschrieben hatte, an den Rand des Briefes das eine Wort:
Niemals.
Und so befolgte der Kaiser den Rat Bismarcks manch-
mal auch dann, wenn es ihm sehr schwer wurde. Das war
namentlich damals, als Deutschland und Österreich miteinander
das Bündnis schlossen, in dem es heißt: „Sollte eines der
beiden Reiche von Rußland angegriffen werden, so sind der
deutsche Kaiser und der Kaiser von Osterreich verpflichtet, ein-
ander mit der gesamten Kriegsmacht ihrer Reiche beizustehen."
Kaiser Wilhelm wollte sehr ungern ein Bündnis gegen Ruß-
land schließen; nicht nur deshalb, weil der russische Kaiser
Alexander II. der Sohn von Kaiser Wilhelms Schwester war,
sondern weil er meinte, daß es im Interesse Preußens wäre,
mit Rußland gut Freund zu sein. Er blieb auch gut Freund
mit dem russischen Kaiser, und als der ermordet worden war
von Leuten, die alle Landesherren ermorden wollen, auch mit
seinem Sohne Alexander III. Aber das Bündnis mit Oster-
reich, das ja nur gilt, wenn Rußland Krieg anfängt, das
blieb trotzdem bestehen; und bald kam auch noch das König-
reich Italien dazu, so daß es ein Dreibund wurde, der noch
heute besteht. Und wenn wir seitdem immer noch keinen
Krieg wieder gehabt haben, obwohl die Franzosen uns ganz
gern Elsaß-Lothringen und noch ein größeres Stück Deutsch-
land wieder abnehmen möchten, so kommt das hauptsächlich
daher, daß jeder sich vor der großen Macht des Dreibundes
fürchtet.
Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm I. Was das
für ein Tag war, wie da ganz Deutschland, ja die ganze