Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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nur, was man geben mußte. Noch mehr, Georgs Bruder, Herzog 
Heinrich, nahm endlich ebenfalls die Reformation an und führte 
sie in Freiberg, Wolkenstein und in einigen Aemtern, die ihm ge— 
hörten, ein. 
Hierzu kam noch eine andere Prüfung, die den Herzog fast zu 
Boden drückte. Von seinen zehn Kindern sanken neun, unter ihnen 
seine fünf Söhne, vor ihm ins Grab. Namentlich schmerzte ihn der 
Verlust seines Sohnes Johannes. Dieser war der erbittertste 
Feind Luthers. Einst ließ er diesem sagen: „Wäre sein Vater 
gegen ihn eisern gewesen, so wollte er, wenn er künftig ins Regiment 
käme, stählern sein.“ Solche Feindschaft ließ den Herzog Georg 
hoffen, daß Johannes einst mit Feuer und Schwert gegen die Re- 
formation auftreten werde; indes der Mensch denkt und Gott lenkt. 
Zwei Jahre vor Georgs Tode wurde Prinz Johannes in die 
Gruft gesenkt. Noch ein blödsinniger Sohn war am Leben, und auch 
dieser starb wenige Monate vor dem Tode des tiefgebeugten Vaters, 
merkwürdiger Weise an demselben Tage, an welchem ihm als künf- 
tigem Herzoge gehuldigt werden sollte. 
So mußte der bejahrte Herzog mit Jakob seufzen: „Ich muß 
sein wie einer, der seiner Kinder gar beraubt ist." 
Der nächste Erbe war Georgs Bruder, Heinrich. Nur zu 
fest stand bei Herzog Georg die Ueberzeugung, daß dieser einst die 
Reformation im Herzogthum Sachsen einführen werde, und deshalb 
beschäftigte ihn Tag und Nacht der Plan, dieses auch für die Zeit 
hinaus zu verhindern, wann er nicht mehr unter den Lebenden sein 
werde. Wie dies aber anfangen? Da faßte er den Entschluß, den 
katholischen König Ferdinand von Böhmen als Erben seines Landes 
einzusetzen. Zwar gab er diesen Plan wieder auf, setzte aber in 
seinem Testamente fest, Herzog Heinrich solle in Religionssachen 
nichts ändern. Halte er dies nicht, dann solle er des Landes ver- 
lustig werden und es solle dem Könige von Böhmen zufallen. Mit 
Gewißheit sahen Georgs Räthe voraus, daß Heinrich dieses 
Testament nicht halten könne und werde und daß nothwendig ein 
Krieg ausbrechen müsse. Offen und frei stellten sie daher ihrem Her- 
zoge vor, er möchte doch lieber bei seinem Bruder anfragen lassen, 
wie er es mit der Reformation halten wolle. Georg schenkte diesem 
Vorschlage Beifall, und so wurden mehrere Abgeordnete nach Mitt- 
weida, wo sich damals sein Bruder zufällig aufhielt, abgesendet. 
Diese schlugen dem Herzoge Heinrich vor, er möge doch seinem 
Bruder eine Antwort geben, mit der er zufrieden sein könne, damit 
ihm, dem Herzoge Heinrich, eine so reiche Erbschaft nicht entginge. 
Nicht wenig erstaunt waren die Gesandten, als ihnen Heinrich 
folgende Antwort ertheilte: „Euer Anliegen erinnert mich an nichts 
anderes, als an den Teufel in der Wüste, der den Herrn Jesum auf
	        
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