Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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zichtet habe und daß der Nachfolger des verstorbenen Kurfürsten 
niemand anders, als dessen Bruder, Herzog August, sein könne. 
Dieser befand sich bei dem Tode seines Bruders nicht in Sachsen; 
er hatte seinem Schwiegervater, dem Könige Christian III. von 
Dänemark, einen Besuch abgestattet, und hier erreichte ihn die Kunde 
von dem eingetretenen Todesfalle. Unverzüglich eilte er nach Sachsen 
zurück und nahm es als sein Erbe in Besitz. 
Johann Friedrich der Großmüthige wollte sich aber noch nicht 
beruhigen, und so entschloß sich Kurfürst August, an seinen Vetter 
noch einige Ländereien, z. B. Altenburg, abzutreten, welches seit jener 
Zeit zu dem ernestinischen Sachsen gehört. Diese Entschädigung stellte 
aber Johann Friedrichs Nachfolger noch nicht zufrieden. Derselbe 
hieß ebenfalls Johann Friedrich, mit dem Beinamen der Mittlere 
oder der Zweite. Tag und Nacht beschäftigte er sich mit Plänen zur 
Wiedererlangung der verloren gegangenen Kurwürde. Tief müssen 
wir es beklagen, daß sich dieser Fürst leeren Hoffnungen überließ, die 
nicht erfüllt werden konnten, so schmerzlich es für ihn auch sein mochte, 
von Gotha aus über ein kleines Land regieren zu müssen. Leider 
verblendete jene leere Hoffnung diesen Fürsten so sehr, daß er sich von 
einer Schuld zur andern hinreißen ließ. 
Mit dem bei Moritzens Tode erwähnten unruhigen Mark- 
grafen Albrecht von Brandenburg-Culmbach hatte sich auch ein Ritter, 
Wilhelm von Grumbach, verbunden. Dieser Mann benahn sich 
so, als herrsche in Deutschland kein Gesetz, keine Ordnung und kein 
Recht. Mit seinem Anhange suchte er bald diese, bald jene Gegend 
wie ein Räuberhauptmann heim, er erschoß den Bischof von Würz- 
burg, erstürmte diese Stadt und verübte noch andere Gewaltthaten. 
Was er verdiente, traf ihn endlich auch. Der Kaiser erklärte ihn in 
die Reichsacht. Was machte aber Johann Friedrich II. Er 
nahm diesen geächteten Räuber und Mörder in seine Festung Gotha 
auf und sagte ihm seinen Schutz zu. Das war ein schweres Ver- 
brechen gegen den Kaiser und das ganze deutsche Reich. 
Dabei ließ es der Herzog noch nicht bewenden. Bald wurde er 
mit dem Ritter Ein Herz und Eine Seele; denn dieser schlaue Mensch 
spiegelte dem leichtgläubigen Herzoge vor, daß er ihn zum Wieder- 
besitze der Kurwürde verhelfen werde. Was der Mensch, wünscht, 
glaubt er nur gar zu leicht, und so schenkte auch der Herzog diesen 
Versprechungen vollen Glauben. Eiligst wurden allerlei Pläne ge- 
schmiedet, um das Werk in Ausführung zu bringen. Selbst Mord- 
anschläge gegen das Leben des Kurfürsten August gehörten zu den 
Mitteln, die Grumbach zur Erreichung seines Zieles in Anwendung 
bringen wollte. Wie sehr sich der Herzog von seinem Schützlinge 
umgarnen ließ, beweist der Umstand, daß er Münzen mit dem kur- 
fürstlichen Wappen prägte. Wiederholt ergingen von dem Kaiser und
	        
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