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Ein Unglück zieht sehr oft ein zweites nach sich. Auch Friedrich
mußte diese bittere Erfahrung, und diesmal durch seine eigene Schuld
machen. Im November kam der König mit seinem Bruder, dem
berühmten Feldherrn Heinrich, auf dem Schlosse Hirschstein, zwischen
Meißen und Riesa, zusammen. Hier erfuhr er, daß Daun sein festes
Lager bei Nöthnitz bei Dresden verlassen und sich nach Böhmen
zurückziehen wolle. „Ha, ha“, rief der König aus, „sie riechen mich
schon; aber nun soll auch den Daun den holen!“ Sogleich
erhielt General Fink den Befehl, mit 15 000 Mann die Gegend bei
Maxen, östlich vom Wilischberg, zu besetzen, um dadurch den öster-
reichischen Feldherrn zu nöthigen, seinen Rückzug nach Böhmen durch
das unwegsame Erzgebirge antreten zu müssen. Fink, sowie die
übrigen Generäle erkannten augenblicklich die Gefahr, welcher sich
dieses Armeecorps preis gab, weil es in der Maxener Gegend von
aller Verbindung mit dem Hauptheere abgeschnitten sei. Man machte
dem Könige Gegenvorstellungen, allein der sonst so kluge königliche
Feldherr erkannte diesmal, wie bei Hochkirch, die augenscheinliche
große Gefahr nicht. Sein Plan gefiel ihm so sehr, daß er augen-
blicklich zur Ausführung gelangen mußte.
Der unsichtige Daun erspähte sogleich die gefahrvolle Stellung
seines Gegners. Unvermerkt umzingelte er ihn und am 20. November
verschritt er zum Angriff. Finks Lage war ein höchst mißliche. Der
Uebermacht und der günstigen Stellung seines Feindes gegenüber
konnte er höchstens noch auf die tapferste Gegenwehr bauen. Sie
blieb aber erfolglos, und ebensowenig gelang es ihm, sich durch-
zuschlagen. Am folgenden Tage (den 21.) erklärte sich Fink bereit,
mit Daun in Unterhandlungen zu treten. Dieser wollte von nichts
weiter, als von Kriegsgefangenschaft wissen, und so mußte sich Fink
entschließen, mit seinen noch übrigen 11 000 Mann und 9 Generälen
(nach anderen Angaben waren es 11) das Gewehr zu strecken. Von
der ganzen Armee entwischten nur einige Husaren, die ihrem König
die Hiobspost überbrachten. Noch an demselben Tage ließ Daun die
Gefangenen im Triumphzuge nach Dresden abführen, wo sie einst-
weilen in den Kirchen untergebracht wurden. Wenige Tage später
geleitete man sie nach Böhmen. Diese Niederlage bei Maxen, ge-
wöhnlich der Finkenfang genannt, hielt man selbst im preußischen
Heere für einen großen Schimpf, und es wurde dadurch die Schmach
der 14.000 Sachsen etwas gefühnt, welche ihnen durch ihre Gefangen-
nehmung am Lilienstein zugefügt worden war.
In dem Winter von 1759 bis 1760 hätte Sachsen unter
der Kriegslast erliegen mögen. Zwei Heere, die Oesterreicher
und die Preußen, hielten in dem ausgesogenen Lande ihre Winter-
quartiere. Daun hatte Dresden und die Umgegend nach Dippoldis-
walde und Dohna zu, und Friedrich den Strich zwischen Wilsdruff