Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Noth und bot alles auf, die von dem Sieger über Sachsen verhängten 
harten Maßregeln zu mildern. Durch seine Vermittelung wurde das 
Zustandekommen des Friedens beschleunigt. Im ganzen Lande war 
es längst bekannt, wie der Kurprinz alles versucht hatte, Brühls schäd— 
lichen Einfluß auf die Regierungsangelegenheiten zu beschränken. Und 
da dieser mächtige Mann mit kluger Berechnung zwischen den Unter- 
thanen und dem Landesvater eine Scheidewand errichtet hatte, so 
hatte man sich schon längst mit seinen Anliegen vertrauensvoll an den 
Kurprinzen gewendet, und hatte er irgendwo den Bittenden Erfüllung 
ihrer Wünsche und Berücksichtigung ihrer Beschwerden verschaffen 
können, dann war es mit dem redlichsten Willen geschehen. Was 
Wunder, wenn diesem ausgezeichneten Fürsten die Herzen aller Sachsen 
mit unbeschränktem Vertrauen entgegenschlugen. Wenn irgend ein 
Fürst die auf ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt hat, so war es Friedrich 
Christian. Sein Beispiel zeigt recht einleuchtend, was fester Wille, 
weise Einsicht, unermüdliche Thätigkeit in der kürzesten Zeit auszu- 
führen oder doch zu begründen im Stande sind. 
Kaum hatte Friedrich Christian die Zügel der Regierung er- 
griffen, so wurden auch unverzüglich viele Staatsdiener ihres Amtes 
entlassen, welche dasselbe in Brühl'scher Art und Weise verwaltet 
hatten. Zugleich erklärte der Kurfürst ausdrücklich, er werde nur 
fähige und tüchtige Männer anstellen und diese nach Verdienst belohnen. 
Da es Brühl nach und nach gelungen war, alle Regierungsangelegen- 
heiten allein zur Entscheidung zu bringen und dem Kurfürsten die 
Kenntniß derselben vorzuenthalten, so verordnete Friedrich Christian, 
daß die Vorstände der Oberbehörden bei ihm Vortrag zu halten 
hätten, worauf er sich mit ihnen oder mit seinen geheimen Räthen 
(„geheimes Consilium") weiter besprechen und dann die Entscheidung 
selbst treffen werde. Zugleich gestattete er jedem Unterthan, seine 
Anliegen mündlich oder schriftlich ihm oder seiner Gemahlin vor- 
tragen zu dürfen. 
Eine zweite Hauptsorge des Kurfürsten erstreckte sich auf Heilung 
der dem Lande von dem Kriege geschlagenen furchtbaren Wunden. 
Da gab es eine Schuldenlast von fast 90 Millionen Mark“) 
zu tilgen. Um das Vertrauen zum Lande (den Kredit) wieder zu 
heben, wurde in ernstliche Berathung gezogen, wie man diese Summen 
pünktlich verzinsen und allmählich abtragen könne. 
Sparsamkeit hilft Haus halten. Die Richtigkeit dieser Wahrheit 
lehrte der Kurfürst durch sein eigenes Vorbild. Er beschränkte seinen 
Hofstaat. Er setzte diejenigen Gehalte herab, welche Brühl bei einzelnen 
Beamten willkürlich unverhältnißmäßig erhöht hatte. Er entließ das 
Heer von Ballettänzern und Sängern, deren Erhaltung jährlich 
*) Es fehlten noch 1 600 000 C##
	        
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