Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

Mit größter Gewissenhaftigkeit hatte Prinz Taver seine Regenten- 
pflichten fünf Jahre lang zum Wohle des Landes erfüllt und sich in 
der sächsischen Geschichte einen ehrenvollen Namen gesichert.) Ob- 
gleich sein Neffe, Friedrich August, das 18. Lebensjahr noch nicht ganz 
erreicht hatte, so übergab er ihm doch, und zwar den 15. Sept. 1768, 
die Regierung. Taver hielt sich hierauf längere Zeit in Frankreich, 
dann in Rom auf, kehrte aber später nach Sachsen zurück und starb 
1806 auf seinem Gute Zabeltitz. 
89. Friedrich August der Gerechte, 15. Keptember 1768 bis 5. Mai 1827. 
a) Regierungsthätigkeit des jungen Kurfürsten. — b) Aufhebung der 
Tortur. — c) Veredlung der Schafzucht. 
Der fürstliche Jüngling übernahm, noch nicht 18 Jahre alt, 
die Regierung. Wenn Hiob (12, 12.) sagt, „daß die Weisheit bei 
den Großvätern und der Verstand bei den Alten sei“, so ist damit 
nicht behauptet, daß sich nicht auch in einzelnen Fällen die Jugend 
die Weisheit zum Eigenthum machen könne. Daß dies möglich ist — 
dazu lieferte der jugendliche Kurfürst den deutlichsten Beweis. Ihm 
schlugen die Herzen aller Sachsen mit ungetheiltem Vertrauen ent- 
gegen. Und daß sich der fürstliche Jüngling dessen erfreuen konnte, 
hatte er seinem edlen Vater zu verdanken. Der Sohn eines so aus- 
gezeichneten Fürsten, meinte man, kann nicht anders, er muß in die 
Fußtapfen seines Vaters treten. Ist dies auch nicht allemal der 
Fall — diesmal hatte man sich nicht geirrt. Der jugendliche Fürst 
widmete vom ersten Tage seiner Regierung an bis zum letzten Athem- 
zuge seine ganze Thätigkeit, sein ganzes Leben den Regierungs- 
geschäften. Ihm war in den Regierungsangelegenheiten nichts zu 
gering. Alles mußte zu seiner Kenntniß gebracht werden, alles wurde 
von ihm reiflich erwogen, alles mit der größten Gewissenhaftigkeit 
entschieden. Um Zeit für jede, selbst scheinbar geringe Regierungs- 
thätigkeit zu gewinnen, hielt Friedrich August vom ersten Tage seiner 
Regierung an die strengste Tagesordnung fest. 
Zehn Jahre lang konnte der Kurfürst in tiefstem Frieden, wenn 
auch, wie wir bald sehen werden, von schweren Theuerungsjahren 
unterbrochen, seine Thätigkeit dem Wohle des Landes widmen. In 
diesem Zeitraume wurde alles gethan, um den früheren Wohlstand 
war Liederdichter und es sind von ihm auch einige Lieder ins Dresdner 
Gesangbuch übergegangen; z. B. Nr. 179: Dank, ewig Dank 2c. Nr. 415: 
Laß mich, o Herr, in allen Dingen ic. Nr. 464: Willst du der Weisheit 
Quelle kennen 2c. 
*) Seiner Verdienste um Veredlung der Schafzucht wird des Zusammen- 
hanges wegen unter Friedrich August dem Gerechten gedacht werden.
	        
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